Anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Altstadtcafés in ihrer Heimatstadt Templin hat sich Inga Christina Ewert die Mühe gemacht, nachzurechnen: „Der Erfolg unserer Torten ist das Johannisbeerbaiser. An den meisten Tagen gibt es einen über den Ladentisch. Allein in den letzten Jahren wurden 32.850 Eier, 1.642 Kilogramm Mehl, 6.570 Tüten Backpulver, 1.971 Kilogramm Zucker und 1,6 Tonnen Fett verbraucht. Das ist riesig, oder?” Der 51-jährige Partner von Betreiber Peter Gärtner sieht stolz aus im Interview mit dem Uckermark Kurier.
+++ 41-Jähriger fasziniert von der Kunst des Kaffeeröstens +++
Templiner gibt zu, dass ihr kleines Restaurant in erster Linie ihr Lebensunterhalt ist: „Aber das ‚Altstadtcafé‘ ist so viel mehr.“ An 365 Tagen im Jahr schließt das Team den Standort in der Kurstadt Marktgemeinde. Gastraum- und Terrassenpersonal steht den Besuchern immer bis 17 Uhr zur Verfügung. Was sie nicht sehen können, sind die vielen Stunden vor und nach den Öffnungszeiten. Du musst Kuchen backen, Essen zubereiten, Kaffee bestellen, das Café putzen und so weiter. “Eigentlich sind wir nie wirklich arbeitslos. Aber das stört uns nicht.” Inga Christina Ewert weiß, dass sich ihr Lebensgefährte 2002 mit dem kleinen Unternehmen einen großen Traum verwirklicht hat. Nach vielen beruflichen Stationen fielen die Uckermärker auf den leeren Laden, „weil die Sonne dort immer so gut war“, erinnert sie sich.
Stadtväter überzeugt
Obwohl ihr Partner damals nicht an ihrer Seite war, weiß sie, wie überzeugend es war, die Eltern der Stadt davon zu überzeugen, dass ein Café hier gut ankommen würde. „Schließlich gab es in Templin schon welche. Aber mein Peter wollte es trotzdem wagen.“ Zwei Jahrzehnte später hat der Familienvater keinen Tag bereut, obwohl es durchaus Zeiten gab, in denen es nicht so gut lief. Mit Schrecken denken die Betreiber an die Corona-Krise, wo teilweise gar keine Gäste waren oder nur solche mit 3- oder 2G-Bedarf: „Letztes fanden wir ganz furchtbar. Das war eine Zumutung für beide Seiten.“
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Doch gerade nach einem glücklichen Start zeichnet sich eine weitere Phase ab, die die Gastronomie in akute Schwierigkeiten bringen könnte. In Restaurants sei die Inflation bereits zu spüren, räumt Templiner ein. Man habe nicht nur mehr Geld gespart, „nein, wir sehen auch teilweise gravierende Kostensteigerungen in allen Waren- und Energiebereichen und mussten die Preise unsererseits etwas anpassen.“
Glückliche Momente
Umso stolzer ist das Paar, dass die vielen Stammgäste trotz Krise gekommen sind und ihnen treu bleiben. Vor allem die Urlauber zieht es regelmäßig in die Kurstadt, die sie immer wieder auf einen Kaffee ansprechen. Einheimische buchen eher für Partys wie Geburtstage, kleine Hochzeiten oder Beerdigungen.
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„Man hat hier wirklich die ganze Bandbreite des Lebens – von großem Glück bis hin zu Traurigkeit und Einsamkeit. Dass wir Menschen in diesen Momenten helfen und ihnen mit unserem Service etwas Gutes tun können, freut mich sehr“, betont Inga Christina Ewert. Sie hofft daher sehr, dass der viel gepriesene Corona-Herbst mit neuen Verboten nicht kommt und die Menschen genug Geld zum Leben haben. Im Namen ihres Partners bedankt sie sich auch bei ihren langjährigen Kolleginnen Susanne Wegner und Katja Donau sowie bei ihrem vertrauten Kaffeeröster Maik Nowack aus Lychen, der die Sorte Sieben-Seen-Premium kreiert hat, und der Firma Kaluzny.