Ausstellung in der Sparkasse Neuss
:
“Hut ab vor Schützenkönig”
In Anwesenheit der echten Scharfschützen Kurt und Beate Koenemann, Sparkassen-Vorstand Marcus Longerich (links)
Foto: Andreas Woitschützke
Neuss „Hut ab vor dem Schützenkönig“ lautet der Titel der Sonderausstellung, die bis zum 9. September während der Öffnungszeiten in der Sparkasse zu sehen ist. Was gibt es zu entdecken?
Der „Keksmacher“ kennt nur das Wappen der Schützengesellschaft. Mehr brauchte auch die Bäckerei im sächsischen Leubsdorf nicht zu wissen, denn sie musste „nur“ Kekse backen, die – klein, rund und lecker – bei der Special Marines-Ausstellung im Foyer der Sparkasse in der Oberstraße auf Tischen standen Dort ist in der Nacht zum Mittwoch eröffnet worden. Schützenpräsident Martin Flecken erzählte, warum das Wappen zum Keks(el)-Motiv wurde und welche besonderen Gründe es hat. Der Scharfschützenzug sei das einzige Korps im Neusser Regiment, sagte Flecken, “das keine eigene Flagge hat”. Stattdessen hisst er die Flagge der Gesellschaft. Und genau dieser Zug mit seinem (verschobenen) Geburtstag ist das Thema der Sonderausstellung.
Bahn und Unternehmen: Beides gehört zusammen und ist doch unabhängig. Das Unternehmen hat seinen Ursprung im Mittelalter und ist stolze 606 Jahre alt, die Bahn ist deutlich jünger. Bereits 1894 marschierten Mitglieder der Kompanie als Gäste mit dem Regiment zur Parade, erinnert sich Flecken, aber erst 1920 beschlossen 19 Mitglieder, ein eigenes Korps zu gründen. Der Ziel-Scharfschützenzug. Ihre Mitglieder tragen keine Uniformen, sondern Matrosen, wie Major Hans-Peter Zils in den einleitenden Worten betonte, die sich aus der bürgerlichen Sonntagstracht im späten 19. Jahrhundert entwickelten. Die Demonstranten tragen auch keine Holzwaffe auf der Schulter, obwohl sie alle im Umgang mit der Waffe geübt sind und ihr Major seit 1935 alle Paraden ohne Pferd abhalten kann. Und sie sind das einzige Korps, das den König im Vorbeigehen mit erhobenem Hut begrüßt. „Hut ab vor Schützenkönig“ lautet daher der Titel der Sonderausstellung, die noch bis zum 9. September während der Öffnungszeiten der Sparkasse zu sehen ist.
Als das Jubiläum näher rückte, wurden das Schützenfest und die bereits mit der Sparkasse verbundene Sonderausstellung abgesagt. Die Ausstellung über königliche Orden war die letzte derartige Präsentation im Jahr 2019, erinnert sich Marcus Longerich, Mitglied des Sparkassenvorstands und des Vorstandes des Bürger-Schützen-Vereins. Auch in den Corona-Jahren pflegte die Sparkasse die Tradition, ein von Wilfried Küfen gestaltetes „Wimmelbild“ herauszugeben. Küfen, ebenfalls Karikaturist der NGZ, konnte deshalb am Mittwoch drei Schießplakate signieren, die sich wie warme Semmeln verkauften.
Mit Hilfe des Schusses der Läufer in den Schützen konnte Zils viel zeigen, was diesen Move so besonders macht. Die Ausstellung, die den Brüdern Paul und Michael Gertges und ihren Ehefrauen Lotte und Sylvia dankte, vermittelt sehr detailliert, was er am besten skizzieren konnte und was auch das Leben im Körper das ganze Jahr hindurch prägt. Die Texte stammen von Ehrenbürgermeister Dieter Krüll, hob Zils hervor, der auch auf das gut erhaltene Vereinsarchiv von Wolfgang Sedlmair zurückgreifen konnte. Aus deren Hintergrund stammen auch Informationen über die zwölf Majore, die seit 1920 den Zug führten, und die 13 Neusser Schützen aus der Mitte der Schützen.
Die Feierlichkeiten zum nachgeholten Jubiläum mit der Ausstellung sind noch nicht zu Ende. Den Abschluss soll ein Empfang am Samstag (27.) um 13.30 Uhr im Landestheater bilden – nach dem Feuerwerk und vor dem Totengedenken. Heiner Koch, Erzbischof von Berlin und Ehrenpräsident des Verbandes der Historischen Schützenbruderschaften in Deutschland, kündigte an, dass er zu Gast sein wird.