Ausstellung in Uttings raumB1: Die Kunst der Insekten

  • Susan Greiner

    VonSusan Greiner

    ausschalten

Utting – Die Farben des Skarabäus leuchten besonders auf der Unterseite. Marco Calogera weiß das, was er tut, nennt man „wissenschaftliches Zeichnen und Malen“, ein Handwerk, das an der Münchner Kunstakademie gelehrt wird. Calogeras Hobbies sind Schmetterlinge und Insekten – aktuell zu sehen auf raumB1 am Bahnhof Uttingen. „Die Ausstellung ‚Wonderful World of Insects‘ will auf ihre Schönheit aufmerksam machen“, sagt raumB1-Direktor Harry Sternberg. Ein Vortrag von Wespenexperte Dr. Elmar Billig und ein Kindertag schnüren ein Gesamtpaket. Wer bei der Freitagabend-Vernissage Calogeras Fotos und Billigs Wissen aufnahm, fand die Insekten anders: in ihrer Raffinesse und Ästhetik.

Als Alexander von Humboldt Anfang des 19. Jahrhunderts mit Aimé Bonpland in die Neue Welt aufbrach, um sie zu kartieren und die fremde Tier- und Pflanzenwelt zu erforschen, müssen die beiden Wissenschaftler reichlich Stifte dabei gehabt haben. In Ermangelung einer Kamera mussten die Entdeckungen von Fauna und Flora zeichnerisch festgehalten werden. Laut Humboldt unter widrigen Umständen „neben dem Feuer, in einer Indianerhütte, wo kein Sonnenlicht eindringt und in die man auf dem Bauch kriechen muss“.

Gar nicht so schwierig ist die Arbeit der Gruppe „Schubladen“, die sich jeden Montag in der Zoologischen Staatssammlung München trifft. Calogera ist Mitbegründer und Mitglied, reist gerne nach Brasilien, Peru und Südafrika. Denn dort findet er sie, die zerbrechlichen Tierchen, die er mit Buntstiften, Farbe oder Gouache festhält. Ein Bild zeigt auf der einen Hälfte das Innere eines Schmetterlings und auf der anderen das Äußere des Tieres. „Ich habe es selbst aus dem Internet genommen“, erinnert sich Calogera. Zweimal war er mit Wissenschaftlern der Staatssammlung in Peru im Dschungel. Und auch mit Nikotinspray erbeutete Dolch- oder Spinnentöterwespen. „Damals, vor 30 Jahren, waren das andere Zeiten. Heute würde ich das nicht mehr machen.“ Heute möchte er seine Faszination für Tiere vermitteln. Die schillernden Farben des Prachtkäfers, dessen Unterseite in Calogeras Malerei nicht minder glänzt, die zarten Tintenlinien des riesigen Ameisenlöwen oder die präzise Schattierung der Wüstengrille zeigen dies und übertragen die Faszination auf den Betrachter.

der Hornissenfreund

Der „akustische“ Teil der Nacht verstärkt die Faszination. Billigs Wissen über Wespen ist immens, denn seine Freizeit verbringt der Uttinger Kieferorthopäde mit den unbeliebten Rotwangenkolibris. Dass ein Mensch nicht an sieben Wespenstichen stirbt, sei auch im Labor bewiesen, sagt Billig. Selbst eine Maus überlebt 60 Stiche mit Wespengift, das 15-mal schwächer ist als das einer Biene. Und der Wespenliebhaber klärt mit einem weiteren Mythos auf: Das Insekt wirkt wegen des lauten Summens aggressiv, ist es aber nicht: „Das ist die schönste Wespenart, die wir hier haben“. falscher Zug”.

Wenn Sie dennoch (in sehr seltenen Fällen) von roten Wangen heimgesucht werden, könnte dies am verwendeten Parfüm liegen, das dem Zielhormon ähnlich ist und Menschen als Feinde stigmatisiert. Ja, der Stich tut zugegebenermaßen weh. Aber zumindest sollte der feindliche Bär auch etwas spüren. Günstiger Tipp nach einem Insektenstich: Aufwärmen. Toxine bestehen hauptsächlich aus Proteinen. Und sie denaturieren, wenn man die Bissstelle „so lange man es aushält“ auf etwa 42 Grad erhitzt. Der Thermostift ist in der Apotheke erhältlich.

Billig wird oft von Naturschutzbehörden aufgefordert, Wespennester in oder in der Nähe von Häusern (die Tiere stehen unter Naturschutz) zu begutachten – und sagt: “Sie können dort bleiben.” Der Mensch muss ausweichen, nicht das Insekt. Trotzdem hat er schon unzählige Nester verlegt: „Bei 1000 habe ich aufgehört zu zählen. Das war vor zehn Jahren.“ Er kennt Tiere in- und auswendig. Er kennt ihre Überlebenstaktiken im Winter – weniger trinken und mehr frostbeständige Plasmaproteine ​​produzieren – und weiß, dass die Königin bis zu zehn Versuche braucht, um zu entscheiden, wo sie ihr Nest bauen soll – „experimentelle Unterbringung“ – und er weiß, dass die Tiere 125 Millionen davon gelebt haben Jahren bestehen – unverändert. Ein Meisterwerk der Natur.

Heute, Mittwoch, findet wieder ein Kindertag zum Thema: „Umweltbildung – Insekten“ statt, den Thea Wolf vom LBV leitet. „Bis jetzt habe ich neun Bewerbungen“, freute sie sich am Freitag. Möge die jüngere Generation besser mit der Natur umgehen als wir.

Mit der Verschmelzung von Kunst, Wissenschaft und Bildung zeigt Harry Sternberg einmal mehr Offenheit für neue Wege – die auch funktionieren. Der Respekt vor der Natur und der konsequente Wunsch, sie zu schützen, kann auch zu Schönheit führen. Und die Ästhetik von Calogeras Arbeit kombiniert mit Wissen führt zu purer Faszination.

Leave a Comment