Ausstellung über Johann Nepomuk Mälzel in Regensburg
Beats für Songwriter und Musiker
08.12.2022 von Sarah Höger
Was wären Musiker ohne das Metronom? Erfunden hat es ein Regensburger: Johann Nepomuk Mälzel. Am 15. August wäre der Erfinder 250 Jahre alt geworden. Das Historische Museum Regensburg widmet ihm und seinen Erfindungen nun eine Ausstellung.
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Das Kürzel „MM“ in den Partituren verurteilt die Musiker dazu, den Rhythmus zu halten. Die Abkürzung steht für „Mälzel Metronom“ – denn Johann Nepomuk Mälzel hat das Metronom, wie Musiker es heute kennen, erfunden und patentieren lassen. Der 1772 auf dem Gut „Unter den Schwibbogen 7“ in Regensburg geborene Mechaniker erfand unzählige weitere Musikmaschinen und arbeitete mit Größen wie Ludwig van Beethoven zusammen. Ihm widmet sich nun die Ausstellung „Menschliche Musikmaschine“ im Historischen Museum Regensburg.
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“Als die Leute anfingen, die Zeit auch in der Musik zu messen.” Reflexionen über den begabten Pianisten, vielseitigen Erfinder und umstrittenen Freund Beethovens von Stephan Ametsbichler. Eine Reportage zum 250. Geburtstag von Johann Nepomuk Mälzel am 15. August um 17:05 Uhr auf BR-KLASSIK.
Original 200 Jahre altes Mälzel-Metronom ausgestellt
Dr. Michael Wackerbauer konzipierte die Ausstellung „Human Music Machine“. | Bildquelle: BR
Die Ausstellung wurde mit Unterstützung von Dr. Michael Wackerbauer vom Institut für Musikwissenschaft der Universität Regensburg. Einen prominenten Platz in der Ausstellung wählte er für ein 200 Jahre altes Exemplar von Mälzels bekanntester Erfindung. Das Metronom ist zu Beginn der Ausstellung zu sehen und leuchtet grün, es hat die klassische Pyramidenform, die Schüler noch heute kennen. „Sie ist aus Zinn und wunderschön verziert mit Löwenfüßen und einer Lilie auf der Spitze und einer goldenen Plakette, auf der Mälzel als Erbauer aufgeführt ist“, erklärt Wackerbauer.
Hat Regensburger gerade die Metronom-Idee geklaut?
Immer wieder gab es Urheberrechtsstreitigkeiten um das Metronom. Die Idee des Mechanismus gab es tatsächlich schon vor Mälzel. Also hat er die Idee einfach von einem anderen Erfinder geklaut? Nicht ganz, sagen Experten heute. Warum: Er bereitete das Gerät zur Serienreife vor und führte die Einheit „Schläge pro Minute“ ein, die bis heute gilt und viele Musikstudenten plagt.
Mälzel baute Hörtrompeten für den gehörlosen Beethoven
Bildquelle: picture-alliance / akg-images / Beethoven-Haus Bonn
Ein weiteres mechanisches Musikinstrument nach Mälzels Entwurf ist das Panharmonikon. Das riesige Gerät könnte ein ganzes Orchester imitieren. Ludwig van Beethoven komponierte sein Werk „Sieg bei Wellington oder die Schlacht bei Vittoria“ speziell für Mälzels Panharmonikon.
Und Mälzel revanchierte sich gebührend für diese Ehre. „Im Gegenzug baute Mälzel für Beethoven Hörrohre“, sagt Wackerbauer. “Vier davon werden im Beethoven-Haus in Bonn gepflegt und ausgestellt, und wir haben das große Glück, eine Nachbildung des größten in Bonn erhalten zu haben.” Besucher der Ausstellung in Regensburg können sich so ein Bild davon machen, wie der fast taube Beethoven noch versuchte, seine Gesprächspartner zu verstehen.
Tinkerer begann eine Diskussion über die Beziehung zwischen Mensch und Maschine
Mälzel war nicht nur ein Pionier mechanischer Musikinstrumente. So ging er zum Beispiel mit einer Schachmaschine auf Tour, die selbst Napoleon gespielt hätte, und füllte ganze Hallen mit sprechenden Puppen.
Den Pioniergeist Mälzels will die Ausstellung in Regensburg den Gästen auch in der Diskussion um das Zusammenspiel von Mensch und Maschine zeigen. Denn genau diese Überlegungen hat Mälzel mit seinen „Robotern“ bereits bei seinen Zeitgenossen angestoßen. „Schon damals hat man sich Gedanken über das Verhältnis von Mensch und Maschine gemacht“, sagt Wackerbauer. In einem damaligen Zeitungsartikel, erzählt Wackerbauer, habe der Autor seine Leser gefragt, warum Menschen noch „benutzt“ werden könnten, wenn Maschinen die Arbeit der Menschen erledigten. Gedanken, die auch heute noch aktuell sind.
Die Ausstellung im Historischen Museum läuft noch bis November
Die Ausstellung in Regensburg zeigt auch Maschinen, die nicht von Mälzel selbst gebaut wurden. Aber: Sie atmen den Geist Ihrer Pionierarbeit. Noch bis 6. November 2022 läuft die Ausstellung „Menschliche Musikmaschine“ zu Johann Nepomuk Mälzel und mechanischen Musikinstrumenten im Historischen Museum Regensburg.
Streamen: „Leporello“ am 12. August 2022 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK