Berlusconi, Meloni oder Salvini? Kandidaten in Italien

Wir stellen die aussichtsreichsten Kandidaten für den Posten des italienischen Ministerpräsidenten vor. Der Favorit für die Wahlen am 25. September ist ein Postfaschist.

Dominik Straub, Rom / ch media

Matteo Salvini: Der Bluffer

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Der Rechtspopulist Matteo Salvini hat zusammen mit den beiden anderen Populisten der italienischen Politik, den ehemaligen Ministerpräsidenten Berlusconi und Giuseppe Conte, Mario Draghi gestürzt. Das Kalkül des 49-jährigen Lega-Chefs: Ohne Regierungsverantwortung kann er jetzt nach Herzenslust Wahlkampf machen.

Auf diese Weise hofft er, den immer größer werdenden Abstand zu seinem Rivalen Giorgia Meloni zu schließen und schließlich zu überwinden. „Die Lega wird gewinnen“, kündigte ein stämmiger Salvini an. Bisher ein reiner Bluff: Draghis Sturz hat ihm und seiner Partei nur geschadet – die Lega verliert weiter an Zustimmung.

Silvio Berlusconi: der Präsidentschaftskandidat

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Silvio Berlusconi, ein viermaliger Ex-Regierungschef mit Vorstrafen wegen Steuerbetrugs, wollte eigentlich noch in diesem Jahr Präsident werden. Der Traum des 85-jährigen Mailänder Multimilliardärs ist geplatzt. Jetzt will er wenigstens Präsident des Senats werden, für den er kandidiert. Salvini und Meloni versprachen ihm die Stelle im Austausch dafür, dass er half, Draghi zu vertreiben.

So pfiffen zumindest die Römer Spatzen von den Dächern. Aufgrund des Deals laufen nun alle einigermaßen gesunden Mitglieder seiner Forza Italia-Partei, die Draghis Abgang nicht zugestimmt haben, vor ihm davon. Egal: Hauptsache der Präsident.

Giorgia Meloni: Der Favorit

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Giorgia Meloni, Chefin der postfaschistischen Partei Fratelli d’Italia, hat derzeit die besten Chancen, Mario Draghi als Regierungschef nachzufolgen. Eine wichtige Etappe auf ihrem Weg zum Regierungspalast in Chigi hat die 45-jährige Römerin bereits bezwungen. Sie brachte ihre beiden Verbündeten Lega-Chef Salvini und Silvio Berlusconi dazu, sich darauf zu einigen, dass auch diesmal eine alte Regel des Rechtsbündnisses gilt: Wer bei den Wahlen die meisten Stimmen bekommt, wird Präsident Sergio Mattarella gegenüber dem Premier-Kandidaten schlagen. Oder nur der Kandidat.

Meloni hat sein Ziel noch nicht erreicht. “Seien Sie vorsichtig, Salvini und Berlusconi werden Sie austricksen”, prophezeit der Christdemokrat und frühere Justizminister Clemente Mastella. Und selbst wenn sie ihre beiden Verbündeten in Schach hält, gibt es immer noch Mattarella. Er wird wahrscheinlich nichts unversucht lassen, um zu verhindern, dass eine postfaschistische Frau hundert Jahre nach der Machtergreifung des faschistischen Diktators Benito Mussolini in den Palazzo Chigi einzieht. Es ist also noch ein weiter Weg. Aber Meloni gilt als „Toast“ – zäh und entschlossen.

Giuseppe Conte: Der Empfänger

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Giuseppe Conte, ehemaliger Regierungschef und heute Chef der Fünf-Sterne-Bewegung, spielt im Wahlkampf die Rolle, die dem 57-jährigen Zivilrechtsexperten wie auf den Leib geschneidert scheint: die des Konkursverwalters. Das heißt, die Protestbewegung, die er anführte.

Vor fünf Jahren mit 32 Prozent stärkste Partei geworden, dürfte Five Star bei den Wahlen in die politische Bedeutungslosigkeit geraten. Sie haben es mit allen vermasselt: mit Wählern, aber auch mit potenziellen Verbündeten. Die Sozialdemokraten, die Conte mit ihrer Vorreiterrolle beim Sturz Draghis verärgert hat, dürften den geplanten Fünf-Sterne-Wahlpakt platzen lassen.

Enrico Letta: Der Unentschlossene

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Enrico Letta, von 2013 bis 2014 Ministerpräsident und später von seinem damaligen Parteikollegen Matteo Renzi abgesetzt, hat allen Grund zur Freude. Die Demokratische Partei (PD), die er leitet, führt die Umfragen mit 23 Prozent an, punktgleich mit Melonis Fratelli d’Italia. Der egozentrische Renzi hat mit seiner Mini-Party zehnmal weniger.

Umfragezahlen nützen der 55-jährigen Letta wenig. Wegen des Wahlsystems braucht er Verbündete. Renzi zum Beispiel. Oder die unzuverlässigen fünf Sterne. Oder die extreme Linke. Oder die Mitte. Oder am besten alle zusammen. Letta meditiert Tag und Nacht über mögliche Konstellationen. Er hat nicht viel Zeit.

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