Wenn Eltern oder Großeltern alt werden und zunehmend auf Hilfe angewiesen sind, bringt das Familien oft an ihre Grenzen. Gleichzeitig sollen Oma und Opa so lange wie möglich im eigenen Haus bleiben. Dabei will das tägliche Begleitprojekt in Mittweida helfen.
Abends nach der Arbeit bringt die Tochter schnell ihre Taschen mit Lebensmitteln. Auch hier ist wirklich keine Zeit für Gespräche. Schließlich muss sie morgens früh aufstehen. Und zu Omas Arzttermin am Donnerstag kommt zum Glück ihr Enkel, um sie abzuholen. Szenen wie diese kennen wahrscheinlich viele Familien. Wenn Großeltern älter werden und mehr Unterstützung im Alltag benötigen, stehen Kinder und Enkel vor Herausforderungen. Der Netzwerkverein Mittweida will Ihnen in dieser Situation helfen. Mit dem Projekt „Companheiro de Todos os Dias“ bietet er Familien in der Region eine Möglichkeit zur Entlastung und für ältere Frauen und Männer einen Ausweg aus dem Unbehagen, den eigenen Kindern Probleme zu bereiten.
Hilfe bei Einsamkeit im Alter
„Wenn man mitten im Berufsleben steht, freut man sich über jede Hilfe“, sagt Sylva Saupe, die das Programm leitet. Zudem müssten viele beruflich aus dem Umland von Mittweida wegziehen. „Und die Alten werden allein gelassen. Das Programm soll also auch gegen die Einsamkeit im Alter helfen“, sagt Sylva Saupe.
Aktuell hat sie drei ältere Frauen im Programm, die täglich von drei Begleiterinnen betreut werden. „Wir hatten irgendwann auch Männer, aber die meisten Frauen melden sich und sagen, dass sie mitmachen oder sich begleiten lassen wollen. Männer geben vielleicht nicht gerne zu, dass sie so dringend Hilfe brauchen“, sagt die Koordinatorin. “Es ist auch schwer, den Schritt zu tun und zu sagen: ‘Mir fehlt etwas.’
Zwei Frauen trafen sich
Zwei, die sich über die Show kennengelernt haben, sind Annemarie Knorr, 83, und Bärbel Steger, 65. Seit 2015 ist die Jüngste die tägliche Begleiterin der Ältesten. Kaffee trinken gehen, spazieren gehen, im Chor singen, in die Arztpraxis gehen oder einen Termin vereinbaren und dann gemeinsam auftauchen – die beiden Frauen verbringen viel Freizeit miteinander und Annemarie Knorr weiß, dass sie das bei Bärbel Steger tun muss Hilfe bei den Problemen des Tages. Weil sie es braucht, weil sie blind ist. „Ich habe zwei Töchter, die sich natürlich auch um mich kümmern, was mich sehr freut. Aber beide haben auch ihr eigenes Leben“, sagt Annemarie Knorr. Außerdem lebt einer von ihnen in Radebeul. „Und meine Enkelin lebt in Bayern. Sie hat dort Arbeit gefunden und ihre Familie gegründet.“ Auch die Alltagsbegleiterin sagt, dass ihr das Programm viel bedeutet. „Ich war Kindergärtnerin und brauche einfach Menschen um mich herum. Das macht mich glücklich“, sagt sie.
Kein Pflegedienst und keine Putzhilfe
Es gibt keine Altersgrenze für Personen, die der Netzwerkmitgliedschaft als täglicher Begleiter beitreten möchten. „Nur für diejenigen, die begleitet werden wollen. Sie müssen älter sein“, erklärt Sylva Saupe. Auch dürfen beide nicht miteinander verwandt oder verschwägert sein und nicht zusammenleben. Am Anfang steht immer ein erstes Gespräch mit Sylva Saupe, damit sich beide kennenlernen und entscheiden können, ob sie zusammenpassen. Danach organisieren sich die Teams selbst.
Die Nachsorge wird voraussichtlich 32 Stunden pro Monat betragen. Die Begleitperson erhält eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 80 Euro. Um dies zu bezahlen, erhält der Netzwerkverband vom Freistaat ein Budget. “Und es geht wirklich nur um gemeinsame Freizeit und Hilfe im Alltag. Es gibt keine Pflegedienste und der Alltagsbegleiter ist kein Putzhelfer”, sagt Sylva Saupe.
Informationen zum Programm „Alltagsbegleiter“ des Netzwerkvereins Mittweida