UNDEine der seltensten Marmorarten der Welt findet man in der Gemeinde Laas in Südtirol. Bis heute wird es nur in einem kleinen Steinbruch in den Bergen oberhalb des Dorfes abgebaut. Das metamorphe Gestein ist bekanntermaßen vollkommen weiß und wird durch konstanten Druck auf Mineralien tief im Inneren des Berges gebildet. Sie bezeugt die geologische Zeit im Alpenraum. Mit „Pillars of Snow“ sammelt Vincent Forstenlechner fotografische Referenzebenen aus dem Fels und regt damit eine diskursive Auseinandersetzung mit historischen Architektursymbolen an.
Marmor findet sich hauptsächlich in Statuen und Wahrzeichen. Die Verwendung von witterungsbeständigem Stein auf der Wiener Weltausstellung 1873 stieß auf zunehmendes Interesse in der architektonischen Verwendung. Fortan wurden in zahlreichen europäischen Städten Statuen aus dem Laaser Gestein in Auftrag gegeben. Noch im Zweiten Weltkrieg wurde Marmor zunehmend international exportiert. Heute ist es im 9/11 Memorial in New York, im Skyspace von James Turrell in Jose Ignacio, Uruguay, und in der Sheikh Zayed Grand Mosque in Abu Dhabi zu finden.
Marmorbüste in der Laaser Steinmetzschule
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Bild: Vincent Forstenlechner
Laaser Marmorwerk antiker Fahrstuhlständer
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Bild: Vincent Forstenlechner
Marmorsteinrahmen
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Bild: Vincent Forstenlechner
Fragmente der Laaser Marmorwerke
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Bild: Vincent Forstenlechner
Durch die Reise zu diesen Orten wird Marmor auch zu einem metaphorischen Gefäß, das Erinnerung und Kultur an den unterschiedlichsten Orten verdichtet. Seine besondere Ästhetik macht ihn zu einem universellen architektonischen Symbol, das nur wenige Hinweise auf die Herkunft und spezifische Geschichte des Felsens gibt.
Diese Dissonanz zwischen Nutzung und Entstehungsort inspirierte das Projekt „Pilares de Neve“. Die Serie folgt kunstvoll den Spuren des Marmors bis zum Fundort und zeigt Verbindungen zwischen dem Material, der Landschaft, aus der der Marmor abgebaut wird, und den Orten, die daraus hervorgegangen sind. Forstenlechners Arbeit verbindet Fotogramme und inszenierte Fotografien mit Bildern aus der Laaser Gegend. So wird nicht nur der Marmorweg konzeptionell nachgezeichnet, sondern im Rahmen der künstlerischen Umsetzung auch eine direkte Lichtspur auf dem Felsen.
„Es gibt kein Gegenmittel […] gegen das Opium der Zeit. Die Wintersonne zeigt, wie schnell das Licht aus der Asche verblasst, wie schnell die Nacht uns einhüllt. Stunde für Stunde wird zur Summe addiert. Die Zeit selbst wird alt. Pyramiden, Bögen und Obelisken sind Säulen aus schmelzendem Schnee.“
WG Sebald – Die Ringe des Saturn
Stillleben mit Fundstücken
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Bild: Vincent Forstenlechner
im untertägigen Bergbau
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Bild: Vincent Forstenlechner
Büste-Modell
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Bild: Vincent Forstenlechner
Laaser Marmorwerke
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Bild: Vincent Forstenlechner
Covelano-Steinbruch
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Bild: Vincent Forstenlechner