Hilfe für Flüchtlinge
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Ukrainern helfen, sich in Deutschland zu integrieren – so funktioniert es in Trier
Viele Ukrainer kommen mit nur einem Koffer nach Deutschland und wissen nicht, was sie hier erwartet. Der Verein Netzwerkhafen Ukraine eV hilft ihnen bei der Ankunft und unterstützt ihre Integration. (Von links: Tetjana Podzhio, Mariia Kedrova, Micha Frickenhaus, Yuriy Grinberg, Anastasia Bakman, Artem Bakman, Olga Zhudina, Kirill Vinarski)
Foto: Juri Grinberg
Trier Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine sind mehr als eine Million Ukrainer nach Deutschland geflohen. Lokale Touchpoints sind mit dieser Masse oft überfordert. Der Verein Trier Netzwerkhafen Ukraine zeigt, wie Zivilhilfe aussehen kann.
„Als ich damals nach Deutschland kam, gab es kein Netzwerk, keine Menschen, die mich aufgenommen und mir bei der Integration geholfen haben“, berichtet Yuriy Grinberg, der vor mehr als 20 Jahren aus der Ukraine nach Deutschland geflohen ist. Heute ist er zusammen mit Artem Bakman im Vorstand des Vereins Trier Netzwerkhafen Ukraine, der seit letztem Sommer Freiwillige zusammenführt und verschiedene Integrationsprogramme für Ukrainer anbietet.
Auch Bakman ist der Sohn von Einwanderern, wie er sagt. Der gebürtige Russe ist mit einem Ukrainer verheiratet, dessen Familie zum Zeitpunkt des russischen Angriffs in Charkiw lebte. Ihm war sofort klar, dass er etwas tun musste. Durch sein Engagement konnte er sich aber auch selbst helfen. Denn die Kriegssituation hatte ihn seelisch so stark belastet, dass er zunächst nicht mehr arbeiten konnte und sein Arbeitgeber ihn freistellte. „Durch die Hilfsaktionen konnte ich meinen Emotionen Luft machen, weil mir klar wurde: Ich kann helfen, ich kann den Menschen etwas Gutes tun.“
Ukrainer in Trier unterstützen: Das Wichtigste ist der Austausch von Informationen
Schnell wurde Bakman klar, dass es nicht reichte, Hilfsgüter in die Ukraine zu schicken; Es war notwendig, die Flüchtlinge zu versorgen, die hier in Deutschland ankamen. Gemeinsam mit einem Team von Freiwilligen sorgte der Informatiker zunächst dafür, dass wichtige Informationen übersetzt und auf einer Website gesammelt und in den sozialen Medien geteilt wurden. „Wir brauchten eine Verbindung zu den Menschen, um sie wissen zu lassen, welche Dokumente sie benötigen und welche Hilfe verfügbar ist.“
Viele Familien kamen mit so gut wie nichts an, berichtet Bakman. Um auch in Trier ein humanitäres Problem zu vermeiden, organisierten sie wöchentliche Essens- und Kleiderausgaben im Bürgerhaus Trier-Nord. Er berichtet, dass 500 bis 600 Menschen zu jeder Ausgabe kamen. “Ich habe wirklich noch nie so eine Menschenmenge vor einer Tür stehen sehen.”
Der Netzwerkhafen Ukraine eV möchte Ukrainern bei ihrer langfristigen Integration helfen
Während dieser Hilfsmaßnahmen trafen sich Grinberg und Bakman. Damit das Hilfsangebot weitergeführt werden kann, beschlossen sie, den gemeinnützigen Verein Netzwerkhafen Ukraine zu gründen. „Wir hatten kein Gebäude, keine Struktur, um unsere langfristigen Hilfsmaßnahmen zu organisieren. Jeder hat sich spontan gemeldet, wo er helfen konnte“, sagt Grinberg. Bakman fügt hinzu: „Wir mussten sicherstellen, dass die Hilfe weitergeht. Finden Sie eine Struktur, die die Menschen auch finanziell unterstützt, und sie brauchen den Raum, um weiterhin regelmäßige Aktivitäten anbieten zu können.“
Dabei liegt der Fokus des Vereins weniger auf direkter humanitärer Hilfe, die besonders zu Beginn des Krieges benötigt wurde, sondern zielt darauf ab, Flüchtlingen bei der langfristigen Integration in Deutschland zu helfen. „Unser perspektivisches Ziel ist es, möglichst vielen Bleibewilligen in Deutschland diese Perspektive zu ermöglichen und sie dabei zu unterstützen.“
Welche Angebote bietet der Netzwerkhafen Ukraine eV?
„Damit Kinder sich integrieren können, müssen sie sich in Deutschland zu Hause fühlen“, sagt Bakman. „Und durch die Integration der Kinder erfolgt meist auch die Integration der Eltern“, ergänzt Grinberg. Der Verein versucht, den Ukrainern ein Stück Heimat zu bieten und ihnen gleichzeitig die deutsche Kultur näher zu bringen, beispielsweise durch das Feiern ukrainischer Weihnachtsbräuche oder das gemeinsame Plätzchenbacken.
Aber auch durch Bildungs-, Kultur- und Sportangebote will der Verein die Integration von Flüchtlingen fördern. Gemeinsam mit dem Beirat für Migration und Integration der Stadt Trier und der AG Frieden hält er einen Vortrag zum Thema „Nationalsozialismus und Trier“.
Bakman betont, dass die Information von Flüchtlingen nach wie vor sehr wichtig sei. „Viele Prozesse in Deutschland sind sehr kompliziert und viele Ukrainer sind mit der arbeitsrechtlichen und aufenthaltsrechtlichen Rechtslage in Deutschland nicht genau vertraut.“ Kürzlich veranstaltete der Verband eine gut besuchte Veranstaltung zum Thema Wohnen, Arbeiten und Selbständigkeit.