
Kaffee ist eines der Produkte im Neckarsulmer Weltmarkt, das deutlich teurer geworden ist, wie First President Michael Harst (links) und Mitarbeiter Friedhelm Zoller feststellen. Foto: Pfaffle, Stefanie
Die Inflation ist weit verbreitet. Während Heilbronners Stimme berichteten kürzlich, dass einige Lebensmittel wie Butter oder Speiseöl im Vergleich zum Vorjahr deutlich teurer waren, während andere Preise stabil blieben. Leere Regale in Supermärkten waren ein Phänomen, das vor allem zu Beginn des Krieges in der Ukraine immer wieder auftauchte, und wer etwas bauen will, sieht sich mit Lieferschwierigkeiten mit dem Material konfrontiert.

World Stores bieten faire Produkte aus aller Welt an. Am Beispiel Neckarsulm berichten wir, wie sich Hemmnisse auf Ihr Sortiment und Kundenverhalten auswirken. Der gemeinnützige Verein „Partner für eine Welt“ betreibt sowohl den Weltmarkt in Neckarsulm als auch dessen Quasi-Urzelle, den deutlich älteren Oase-Weltmarkt in Obereisesheim. „Beide werden wirtschaftlich völlig unabhängig geführt, haben unterschiedliche Linien und auch getrennte Einkäufe“, erklärt Michael Harst, Präsident des Fördervereins.
In Obereisesheim werden andere Produkte gekauft als in Neckarsulm
Natürlich redet man auch miteinander, zum Beispiel bei Messebesuchen. Interessanterweise schneiden verschiedene Produkte in beiden Geschäften besser oder schlechter ab. In der Nachbarschaft werden viel mehr Gewürze verkauft als in der Innenstadt, beim Mehl für das ökumenische Brot ist es umgekehrt. „Außerdem hat Obereisesheim Bananen, das hat Tradition. Und Neckarsulm hat keine.“
Warum kann Kaffee zum Luxusgut werden?
Der Preisanstieg erreichte auch die Geschäfte weltweit, hauptsächlich mit Kaffee. Da musste man eine deutliche Preiserhöhung hinnehmen, berichtet Harst. „Aber Kaffee wird in Zukunft sowieso zum Luxusgut, da die Anbaufläche durch den Klimawandel stark schrumpft“, ergänzt er. Nicht nur Privatpersonen, sondern auch viele Firmen und Vereine kaufen die gerösteten Bohnen im Weltladen. Ein Unternehmen will nun aufgrund der Preiserhöhung der bisherigen Marke nach einer Alternative im Angebot suchen. „Bei den Abnahmemengen ist die Summe sehr gut“, zeigt der Präsident Verständnis.
Warum spürt der Weltladen noch immer keinen nennenswerten Umsatzrückgang?
Generell muss er aber ehrlich sein und sagen: „Unsere Kunden sind vielleicht nicht so preissensibel wie Ihre Discounter-Kunden.“ Harst nennt ein einfaches Beispiel: Ein veganer Fair-Riegel kostet beim Laden der Welt 1,50 Euro, so etwas würde woanders wohl maximal 49 Cent kosten. 90 Prozent sind Stammkunden, viele kaufen aus Überzeugung bei dem weltweiten Store. “Ich denke, aufgrund dieser Kombination spüren wir immer noch keinen signifikanten Umsatzrückgang.”
Und Lieferketten?
Vollständig in Afrika hergestellte Schokolade ist derzeit ausverkauft. Auch die überaus beliebten Sonnenbrillen, quasi Solarlampen auf dem Glas, werden dringend erwartet. „Natürlich sind Lieferketten hier genauso gestört wie anderswo, und aufgrund der langen Transportwege kann es zu Verzögerungen kommen.“
Allerdings ist ein Weltmarkt nicht mit dem Lebensmitteleinzelhandel zu vergleichen, wo das gesamte Sortiment versagt. „Was wir nicht haben, haben wir vier, sechs Wochen nicht, wir sind kein Grundversorger, wir sind ein Fachgeschäft.“
Dass es immer mehr fair gehandelte Produkte gibt, zum Beispiel von der Gepa, stört Harst überhaupt nicht. “Egal wo sie verkauft werden, das Wichtigste ist, dass die Existenzgrundlage der Bauern vor Ort gesichert ist.”
Wie wird im Laden der Welt Strom gespart?
Während des Gesprächs im Weltladen in Neckarsulm läuft eine Klimaanlage; von einem Kollegen bereitgestellt. „Wir brauchen sie für Schokolade, obwohl wir im Sommer eher Kekse essen“, erklärt Michael Harst, Präsident des Fördervereins „Partner für eine Welt“. Aber das Thema Energiesparen beschäftigt natürlich auch faire Händler. “Zum Beispiel lassen wir jetzt nur noch die Warenbeleuchtung an und die LED-Lampen an, der Rest ist aus.” Sonst würden im Laden viel mehr Lichter brennen. „Wir versuchen, wie alle anderen auch, die Kosten unter Kontrolle zu halten.“