Ohne Wenn und Aber bei Seefahrern


Seemann Diakon Jan Oltmanns begrüßte Millionen von Seeleuten auf der „Duckdalben“.
Quelle: Fotoallianz / dpa
Bei „Duckdalben“ können Seefahrer Billard spielen, Telefonkarten kaufen oder einfach nur plaudern. 36 Jahre lang leitete Jan Oltmanns den Seemannsverein im Hamburger Hafen. Kurz vor der Pensionierung blickt er zurück und erzählt, was ihm schon immer wichtig war.
CWenn Schiffe in einen Hafen einlaufen, müssen sie irgendwo anlegen. Sie können dies bei Duckdalben tun, bei denen es sich um Stationen oder Stationsgruppen handelt, die sich im Hafen befinden. „Hier legen nicht die Schiffe an, sondern die Menschen“, erklärt Jan Oltmanns, Gründer und seit fast 36 Jahren Leiter des Seglerclubs „Duckdalben“ im Hamburger Containerhafen Waltershof.
An einem sonnigen Augusttag sitzen die Oltmanns unter einem großen Sonnenschirm vor dem Backsteingebäude des Vereins, versteckt hinter Büschen zwischen Straßen und Bahngleisen, knapp unterhalb der A7. Es ist einer seiner letzten Tage im Job – Ende des Monats geht der 65-Jährige endgültig in Rente.
Seit seiner Gründung im August 1986 hat er über eine Million Seeleute in dem von der Deutschen Seemannsmission Hamburg-Harburg getragenen Verein aufgenommen. Seeleute können während des Landgangs Telefonkarten kaufen, Geld überweisen, Billard spielen oder ein Bier an der Bar trinken.
„Wir haben von Anfang an alles so gemacht, dass sich Seefahrer wohlfühlen“, sagt Oltmanns und dreht sich eine Zigarette. „Jan“ steht auf seinem Kaffeebecher und auf seinem T-Shirt mit „Duckdalben“-Logo. Wichtig ist ihm, dass der Verein familienfreundlich ist. Mehr als ein Dutzend hauptamtliche Mitarbeiter, sieben Bundesfreiwillige und aktuell rund 40 bis 50 Ehrenamtliche kümmern sich um die Belange der Seeleute, die oft monatelang unterwegs und fern von ihren Familien sind.
Ohne Wenn und Aber bei Seefahrern
Die diakonische Arbeit mit Seeleuten verbindet zwei Interessen, die sich bei den Oltmanns schon früh abzeichneten. 1956 im ostfriesischen Esens geboren, „fasziniert uns die Schifffahrt an der Küste“. Als Kind verteilte er zusammen mit seinem Vater, einem Schäfer, im Seemannsheim in Emden warme Kleidung und bestaunte exotische Souvenirs aus aller Welt. Er wurde auch von seinem Vater als Christ beeinflusst. „Die Faszination für Jesus und sein Wirken hat mein Vater sicher an uns Kinder weitergegeben“, sagt Oltmanns.
Aber er selbst wollte kein Pfarrer werden. Nach Zivildienst bei der Deutschen Seemannsmission in Altona und einem Abstecher in den neu eröffneten Seemannsclub in Bremerhaven studierte Oltmanns Sozialpädagogik in Hamburg und schloss als Diakon ab. Mit 29 Jahren wurde er gefragt, ob er die Leitung eines neuen Seglervereins – der „Duckdalben“ – übernehmen wolle.
Er blieb 36 Jahre, „weil es nie langweilig wurde“. Oltmanns erinnert sich an die Anfänge, als vor allem chinesische Seefahrer kamen, „die hatten nichts“. Deshalb gibt es im „Duckdalben“ so viel umsonst – vom Kaffee bis zum Karaoke-Abend. Ohne Wenn und Aber haben sie sich immer auf die Seite der Seeleute gestellt. Einmal ließ er einen philippinischen Matrosen zur Beerdigung seines Vaters fliegen – der Kapitän verbot ihm das zunächst. Menschen direkt helfen zu können, macht die Oltmanns glücklich. “Mir ist alles wichtig, was Seefahrern Kraft gibt.”
Die Zukunft ist garantiert
Der große Mann mit den langen weißen Haaren und der ruhigen, verlässlichen Ausstrahlung ist selbst so etwas wie ein Betrüger, der in den letzten 36 Jahren viele Menschen für sich gewinnen konnte. Oltmanns wurde 1996 mit dem Portugaleser in Silber, einem Ehrenzeichen der Stadt Hamburg und 2012 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Das Beste an seinem Rücktritt sei, dass er Sören Wichmann als Nachfolger gefunden habe, sagt Oltmanns. „Sein Herz ist am rechten Fleck. Ich bin zu 100 % zuversichtlich, dass er es gut machen wird.“ Oltmanns will sich in Zukunft selbst um seine vier Enkel kümmern. Und wer weiß, vielleicht noch in einigen Gremien mitarbeiten, die sich für bessere Arbeitsbedingungen für Seeleute einsetzen. Wer einmal mit einem Matrosen befreundet ist, bleibt einer Ruhestand.