Freising: Immanuel Schumm (28) gründet die Eco-Fashion-Marke EST.724 für Freising

  • Manuel Eser

    VonManuel Eser

    ausschalten

Die Liebe zu seiner Heimatstadt Freising verbindet er mit nachhaltiger Kleidung: Immanuel Schumm (28) hat eine Modemarke gegründet, die fest in der Domstadt verwurzelt ist.

Freising – Der Freisinger Bär wandelt in der Skyline der Stadt. Die Silhouette von Lehrberg und Nahrungsmittelberg mit der Aufschrift “Dahoam”. Der Rathausturm neigte sich schräg nach rechts. Ein stilisierter Stadtplan in Rostrot mit der abstrahierten Isarlinie im Zentrum. Dies sind nur einige der von Immanuel Schumm kreierten Motive, die sich auf Hosen und T-Shirts, Pullovern und Mänteln, Mützen und Taschen wiederfinden.

Um sie produzieren zu können, gründete Freisinger im Frühjahr 2021 das Start-up EST.724. Und der Firmenname verweist auch auf Schumms Verbundenheit mit seiner Heimatstadt. Denn 724 war das Jahr des Heiligen Korbinian, des Gründungspatrons von Freising. Die Abkürzung EST. Der 28-Jährige berichtet, dass „Established“ vor allem in der Modebranche viel verwendet wird. „Die dort angegebene Jahreszahl bezieht sich in der Regel auf das Gründungsjahr der Modemarke. Die Marke EST.724 ist in unserem Fall ein Wortspiel, das auf die Gründung der Stadt Freising anspielt.“

Die Idee

Schon während seines Studiums der Wirtschaftspsychologie spielte Schumm mit dem Gedanken, eine regionale und ökologische Marke für Freising zu entwickeln. „Inspiriert wurde ich von anderen Modemarken rund ums Wohnen, die es bereits in Bayern und München gibt“, sagt er. Die Grundidee fand er toll, aber viele der Entwürfe waren sehr beeindruckend. „Ich würde ein solches Produkt nicht verwenden wollen. Daraus entstand die Idee, auf subtile, einfache und stilisierte Weise Projekte rund um das Haus zu schaffen.“ Wann immer ihm eine Idee kam, legte Schumm seine Lehrbücher beiseite und setzte sich an seinen Schreibtisch, um seine Beweggründe auszuarbeiten. daran denken, das Papier zu halten.

Nach Abgabe der Masterarbeit im Wintersemester 2020/21 erfolgte der entscheidende Schubs: „Ich wollte mir den Traum von nachhaltiger Mode für Freising erfüllen, habe das Projekt aber lange für mich behalten“, berichtet er. . In Eigenregie recherchierte er Produktpartner, Vertriebsketten, logistische Abwicklung, gesetzliche Rahmenbedingungen und mehr. „Erst nach und nach, als das Grundkonzept schon stand, habe ich sukzessive Freunde und Familie in mein Projekt eingelassen.“

die Komplizen

„Freunde von Freising“ nennt er sein Team, die er über die unterschiedlichsten Verbindungen kennengelernt hat. „Für einige war es die Schule, für andere die Familie, für andere waren es Freunde von Freunden, die zu ihren Freunden wurden. Ich würde sagen, es war sehr typisch, wie man sich in einer Familienstadt wie Freising kennt.“

Aufgaben in EST.724 werden farbig verteilt. „Das beweisen alle Projektbeteiligten mit ihrem eigenen Know-how und Engagement“, sagt Schumm. Freunde und Familie helfen mit Ideen, Instagram-Marketing oder Retouren. Er hebt besonders die „außergewöhnlichen Leistungen“ von Markus te Heesen hervor, Inhaber der MGTH Studios in Moosburg, der ihn als professioneller Fotograf und Videograf unterstützt. Er betont auch die „erstklassige Erfahrung“ von Jenny Fretz. Der professionelle Stylist und Visagist sorgt für den richtigen Look bei den Foto- und Video-Shootings. Schumm selbst wickelt Bestellungen ab, kümmert sich um den Kundenkontakt, kümmert sich um alle administrativen Aufgaben – und entwirft immer wieder neue Designs.

Faszination Freising

Was macht die Domstadt zu einer so großen Inspirationsquelle für den 28-Jährigen? “Die vielen Dualitäten”, sagt Schumm. „Freising ist klein und groß zugleich. Groß genug, um unterwegs neue Leute kennenzulernen. Klein genug, um einen vertrauten Charme zu bewahren.“ Außerdem ist Freising sehr alt und gleichzeitig hochmodern. „Wenn Sie in Weihenstephan sind, ist die Umgebung geprägt von moderner Architektur aus Glas, Stahl, Beton und modernen Holzkonstruktionen.“ Wer auf dem Domberg ist, ist in einer barocken Welt. “Freising ist mondän und doch alternativ bayerisch.”

die gute Tat

Neben der Heimatliebe treibt Schumm auch der Wunsch an, mit seiner Arbeit Gutes zu tun. „Ein positiver ökologischer Fußabdruck ist für uns einer der stärksten Faktoren“, sagt er. „Einerseits wollen wir unseren Kunden alle Produkte zu einem fairen Preis anbieten, andererseits aber auch das Bestmögliche in den Bereichen Nachhaltigkeit, Produktion und Qualität bieten.“

Alle Produkte werden daher erst nach Auftragseingang gefertigt, um Überproduktionen zu vermeiden. Es werden ausschließlich Bio-Materialien verwendet: hauptsächlich Bio-Baumwolle, die EST.724 aus nachhaltig bewirtschafteten Plantagen bezieht. „Wir wählen unsere Lieferanten und Kooperationsunternehmen sorgfältig aus.“ Textilien werden unter strengen Auflagen und Kontrollen in vielen asiatischen Ländern unter sicheren und menschenwürdigen Arbeitsbedingungen mit fairer Lohnzahlung produziert. „Jede Stufe der Produktionskette wird auf die Einhaltung der Corporate Social Responsibility überwacht.“

Textilien werden in Deutschland mit DTG-Druckmaschinen bedruckt, die Wasser sparen und erneuerbare Energien verwenden. Für den Fond wird die abbaubare Tinte NeoPigment verwendet, die frei von Giftstoffen und tierischen Bestandteilen ist. Die Ware kommt per klimaneutralem Versand in plastikfreien Verpackungen beim Kunden an.

Die Herausforderung

Für die Realisierung von EST.724 betrat Schumm immer wieder völliges Neuland. Es braucht Mut, oder wie der Gründer sagt: „Die größte Herausforderung besteht darin, ständig seine Schüchternheit zu überwinden.“

Als Beispiel nennt er sogenannte „Abmahnparasiten“ – Anwaltskanzleien, die im Internet nach Fehlern in Gesetzestexten suchen und dann die entsprechenden Betreiber verklagen. „Um sich gegen so etwas zu wappnen, sind wasserdichte Rechtstexte wie Drucksachen, AGB oder Datenschutzerklärung unverzichtbar. Aber wie sollen wir das angehen, wenn wir keine Anwälte sind und das Budget knapp ist? Eigene Anwälte zu haben ist teuer, selbst zu schreiben wäre zu riskant und das Kopieren von Texten von anderen Websites ist illegal.“ Dank gründlicher Recherche fand das Team schließlich geeignete Rechtspartner.

(Übrigens: Alles aus der Region gibt es jetzt auch in unserem regelmäßigen Freising-Newsletter.)

Bei vielen Aufgaben ist es zudem schwierig, den Aufwand abzuschätzen. „Als es darum ging, unseren Online-Shop einzurichten, fand ich ein ausgezeichnetes Online-Video-Tutorial, das etwa 60 Minuten dauerte. Damals dachte ich mir: Eine Stunde? Das bedeutet, dass ich früh aufstehe, einen Kaffee koche und den ganzen Tag arbeite, um nachts den Aufbau des Online-Shops fertigzustellen“, sagt er. Dann fügt er lachend hinzu. “Nun, es hat ganze zwei Monate gedauert, bis der Laden fertig war.”

Anderen Startup-Neulingen rät er: „Wenn ein Problem wie Pech aussieht und man einfach keine Lösung zeigen will, ist verrückt werden keine Option. Es ist besser, die Nacht durchzuschlafen und am nächsten Tag wieder auszuruhen.“ Irgendwie lässt sich für alles immer eine Lösung finden. „Entscheidend ist, dass jeder Gründer die Balance zwischen Zielorientierung und Kompromisslosigkeit einerseits und Flexibilität, Spontaneität und Offenheit für neue Perspektiven andererseits beherrscht.“

Die Zukunft

Bisher wurden die Waren nur über den eigenen Online-Shop vertrieben. Ziel von Schumm ist es jedoch, mit regionalen Einzelhändlern zusammenzuarbeiten, um einzelne Produkte auch im Handel anbieten zu können. Möglichst noch dieses Jahr. Auch die angesprochenen Ladenbesitzer seien beeindruckt gewesen, sagt Schumm.

viel Herz

Das Problem: „Wir haben unser Projekt so angelegt, dass wir qualitativ hochwertige Kleidung zu einem fairen Preis anbieten wollen.“ Die Gewinnspanne, die am Ende bleibt, ist viel kleiner als bei einem herkömmlichen Modelabel. Und die Gewinnmarge, die Einzelhändler normalerweise benötigen, um dieses Geschäft unter Berücksichtigung aller Fixkosten lohnenswert zu machen, ist größer als die Gesamtmarge von Est.724. Trotzdem haben wir versucht, gemeinsam eine Lösung zu finden, sagt Schumm. „Das ist nur möglich, weil wir alle, auch die großen Kaufleute in der Stadt Freising, mit viel Herzblut dabei sind.“

Weitere aktuelle Nachrichten aus dem Landkreis Freising finden Sie unter Merkur.de/Freising.

Leave a Comment