Heimat und Tradition: Der Frauenstammtisch im Ofen – Hildburghausen

Dorffeste – und damit auch das Backhausfest – sind oft kulturelle Höhepunkte im Leben einer Gemeinde und tragen auch zur Stärkung und zum Zusammenhalt einer Dorfgemeinschaft bei.

Bäckereien gibt es nicht nur in Deutschland, sondern in vielen europäischen Ländern. Der Ursprung der Gemeindehäuser ist nicht bekannt. Wahrscheinlich existieren sie seit der Antike, im mittelalterlichen Europa wurden sie im 14. Jahrhundert nachgewiesen. An Backtagen brachten die Frauen den zu Hause zubereiteten und mit feuchten Tüchern bedeckten Teig. Seine überregionale Verbreitung begann jedoch erst im 17. Jahrhundert, als Haushaltsbacköfen aufgrund der Brandgefahr und des gestiegenen Holzverbrauchs in mehreren deutschen Territorien offiziell verboten wurden.

Feste werfen immer ihre Schatten voraus. So auch bei Oberwind. Auch im nächsten Jahr 2023 muss der Schornstein der Bäckerei wieder rauchen und das Backen ankündigen. Oberwind kann also auf eine 700-jährige Geschichte zurückblicken, die natürlich auch mit einem Bäckerfest gebührend gefeiert werden sollte.

Auch für das zehnte Festival am vergangenen Wochenende wurde der Ofen angezündet. Organisiert wurde das Dorffest vom Frauenstammtisch – einer kleinen Gruppe von fünf Frauen – und wurde vom Feuerwehrverein Oberwind und der Männersportgruppe unterstützt. Wegen Corona wurde das Fest 2020 komplett abgesagt und letztes Jahr gab es „nur“ ein Sommerfest mit Pizza und Zwiebelkuchen.

Am Freitag vor dem Fest wurde der Ofen zum ersten Mal angezündet. Fünf Kuchen kamen in diesem Jahr in den Ofen – von jedem Mitglied des Frauenstammtisches einer. Am späten Samstagnachmittag wurde der Ofen von Manuel Fischer nachgeheizt, um fünf Zwiebelgebäcke und sechs Pizzen in den Ofen zu stellen. Schon von Weitem konnte man sehen, dass in der Backstube etwas los war, denn aus dem Schornstein quoll viel Rauch. Für Manuel Fischer eine schweißtreibende Aufgabe bei den sommerlichen Außentemperaturen – und dann noch den Temperaturen am Herd selbst. Letztlich ist Backen aber nicht jedermanns Sache, denn man muss die richtige Ofentemperatur spüren, damit Backwaren wirklich gedeihen.

Aufgrund sommerlicher Temperaturen wurde erstmals ein Eiswagen gechartert. Lokale Musiker aus Brattendorf sorgten für musikalische Unterhaltung. „Sie sind treu und seit dem Backhausfest bei uns“, sagt Gabriele Fischer.

Für die Kleinen stehen kleine Kinderbecken zur Abkühlung bereit. Aber selbst ihre kleinen Händchen kurz unter das fließende Wasser des Dorfbrunnens zu halten, schaffte es, sich für einen Moment abzukühlen. Damit die Zeit für die Kinder nicht zu lang wird, könnten sie zum Beispiel basteln oder Bobby fahren. Erwachsene könnten den Nachmittag im Schatten eines Zeltes verbringen, um der wohlwollenden Klarchen-Sonne zumindest ein wenig zu entfliehen.

Zahlreiche unsichtbare Geister trugen zum Erfolg des zehnten Backhausfestes bei. „Niemand denkt am Ende eines solchen Festivals darüber nach, was zu tun ist, ohne diese Spirituosen geht nichts“, beschreibt Gabriele Fischer in dieser Arbeit. „Auch Töchter und Schwiegertöchter, Söhne und Schwiegertöchter kamen nach dem Nickerchen ihres Sprösslings wieder, um beim Feiern mitzuhelfen“, sagt die Chefin der Frauentafel. Insgesamt 30 Personen werden an der Organisation und Durchführung des Backhaus-Festivals beteiligt sein. Mit Ausnahme des Feuerwehrverbandes handelt es sich um einen losen Zusammenschluss verschiedenster Einwohner.

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