Lange Nacht der Astronomie
Einer der großen Nachteile des Lebens in der Großstadt ist, dass man kaum Sterne sieht. Das könnte sich am Sonntagabend ändern, sofern das Wetter mitspielt. Bleibt der Himmel wolkenlos, können Menschen ab zehn Jahren die Lange Nacht der Astronomie auf dem Tempelhofer Feld erleben. Neben Astronomen werden Sonne, Mond, Saturn und Jupiter beobachtet und mit etwas Glück auch Sternschnuppen, die derzeit relativ häufig zu beobachten sind. Außerdem wird es ein mobiles Planetarium und eine astrologische Sprechstunde geben, Kinder können unter Anleitung verschiedene Arten von Raketen, Sternenkarten und Sonnenuhren basteln. Die Veranstaltung steht in der Tradition der Straßenastronomie, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Berlin populär wurde. Damals standen an vielen öffentlichen Plätzen in Berlin Astronomen mit selbstgebauten oder geborgenen Teleskopen. Claudia Reinhart

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Der August ist der Sternschnuppenmonat
Die lange Nacht der Astronomie 13. August, 17 bis 1 Uhr, Tempelhofer Feld, Zugang über Tor 9/Nähe S+U Tempelhof, alle Informationen hier
Bling-Bling: künstlerische Darbietung im Ring Center 1
„Überall, von der Populärkultur bis zur Werbung, gibt es einen ständigen Druck auf die Menschen, das Gefühl zu haben, dass die einzige Rolle, die sie spielen können, darin besteht, zu konsumieren“ – wie der amerikanische Linguist Noam Chomsky gesagt hätte. Aber was wäre, wenn Sie diese Gleichung umkehren würden? Was wäre, wenn man den modernen Konsumtempel in einen postmodernen Kulturort umwandelt? Und bekommt dadurch eine ganz neue Bedeutung? Diesen Versuch können Sie an diesem Wochenende in der Performance Art Series des Bling Ring Center erleben. Das literarische und poetische Potenzial der Shoppingmall gilt es auszuloten und künstlerisch zu nutzen. Dafür entwickelt die Autorin und Künstlerin Olga Hohmann gemeinsam mit der Bildhauerin Antonia Nannt eine eigenwillige Welt der Skulptur und theatralischen Lesung, aus der der Ort der Mall neue Facetten bekommt.

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Bling-Ring-Center
Ähnlich wie Hohmanns Textminiaturen haben Nannts Metallskulpturen einen fragmentarischen Charakter. Laut der Pressemitteilung wird erwartet, dass der Klang Ihrer Arbeit in einem kontinuierlichen Zyklus von Hintergrundmusik in Einkaufszentren verloren geht. So werden einzelne Lesezeilen in den Objekten selbst verewigt. An insgesamt drei Abenden stellt Hohmann die eigens verfassten Texte vor. Das Einkaufszentrum wird somit zu einem Ort, an dem nicht nur eingekauft wird und an dem sich auch der menschliche Geist normalisiert, sondern – im Gegenteil – zu einem Ort des Verweilens, Verweilens oder einfach des Kunstgenusses. Ein schöner Perspektivwechsel! Hanno Hauenstein
Position 04: Das Bling Ring Center, im Ring-Center 1, Frankfurter Allee 111.
Eröffnung: 13. August von 17 bis 20 Uhr, Präsentation: 19 Uhr Weitere Vorstellungen: 25. August und 23. September
Kunst über die lange Menschheitsgeschichte der Gewalt
Eindringlich, analytisch und emotional sind die Statements von sieben Künstlern aus dieser Stadt über die lange und nie endende Geschichte der Gewalt in unserer Welt. Kurator Bernhard Draz hat die Arbeiten im Projektraum Meinblau in Berlin zusammengeführt: Gemälde, Fotografien, Skulpturen, Grafiken, Videos und Soundinstallationen von Chan Sook, Constantino Ciervo, Andreas Rost, Joachim Seinfeld, Oliver van den Berg, Sven Kalden und Sharon Paz.

VG Bild-Kunst Bonn/ Costantino Ciervo
Costantino Ciervo, „Sewing on the Sea“, 2019, Videoskulptur mit alter Nähmaschine (Detail)
Das Konzept der Ausstellung geht bewusst von der Geschichte aus und erinnert an seit dem 19 Japanisches Militär gegen „Trostfrauen“ im Zweiten Weltkrieg sowie den islamistischen Terroranschlag vom 11. September in New York und seine Folgen. Die Kunstwerke nähern sich dem Waffenkult und der kriegerischen Flucht, und die krassen Bildnarrative infiltrieren unsere Gegenwart, verflechten sich in unseren Köpfen mit den medialen Bildern von Zerstörung, Flucht und Vertreibung aus Syrien, Afghanistan – und, bedrohlich aktuell – aus Putins Krieg gegen die Schwesterland Ukraine. Ingeborg Ruth
Projektraum MeinblauChristinenstraße 18–19, Pfefferberg, bis 28. August, Do bis So 14 bis 19 Uhr, Eintritt frei
Flohmarkt: Comedy am Kurfürstendamm Sauber
Ende des Jahres verlässt die Komödie das Schiller Theater am Kurfürstendamm. Aus diesem Anlass räumen Geschäftsführer Martin Wölffer und sein Team ihre Lagerhalle auf und veranstalten einen Flohmarkt gegenüber dem Haupteingang. Das Theaterteam ging alle Requisiten, Möbel und Kostüme durch und entschied, was passieren könnte. Einige Stücke, wie „Pension Schöller“, werden in Zukunft nicht mehr aufgeführt. Mittlerweile können Sie unzählige Kleidungsstücke, Möbel, Dekorationsgegenstände und ähnliches kaufen, die zum Teil schon von wahren Schauspielikonen getragen wurden. Darunter eine einst von Winfried Glatzeder getragene Jacke, eine Jogginghose von Oliver Mommsen und ein Kleid, das Nora von Collande auf der Bühne trug.
Neben den Flohmarkt-Schätzen kann man sich auch das ein oder andere Autogramm sichern: Marion Kracht, Judith Richter, Gayle Tufts und Katja Weitzenböck haben angekündigt, zu unterschiedlichen Zeiten vor Ort zu sein. Für Speis und Trank ist gesorgt und Comedy-Fans können die Show „Mord im Orient-Express?“ besuchen. (18 Uhr) nach Ende des Flohmarkts. Frank Klaproth
Kurfürstendamm Schiller TheaterHaupteingang gegenüber Komödie, Bismarckstraße 110, Sonntag, 14. August, 12:00 bis 17:00 Uhr

Gerald Matzka/dpa
Flohmarkt: Martin Wölffer und sein Team verlassen das Schiller Theater.
Outdoor Classic am Walter-Benjamin-Platz
Ein Open Air, das sich gut in die Nachbarschaft einfügt, ist am Freitagabend auf dem Walter-Benjamin-Platz zu sehen. Vier berühmte Pianisten spielen ab 19.30 Uhr zwischen den beiden klassizistischen Häuserblöcken, in denen Charlottenburgs Oberschicht täglich flaniert und Kinder unter dem Brunnen spielen. Vor fünf Jahren, 2017, war das Konzert von Joja Wendt, Axel Zwingenberger, Martin Tingvall und Sebastian Knauer ein voller Erfolg. Nun wird es im Rahmen des Kultursommers neu aufgelegt: „Das umjubelte Konzert von 2017 wird mit neuem Programm wiederholt!“ Die vier Musiker treten oft bei ausverkauften Shows auf, freitagabends sind sie aber kostenlos zu sehen und spielen Klassik, Jazz, Boogie-Woogie und Pop. Für das Konzert ist keine Anmeldung erforderlich. Friedrich Konrad

Berliner Zeitung/Markus Wächter
Regenschirme, die am Walter-Benjamin-Platz hängen, werden am Freitag kaum benötigt. Im Freien bleibt es trocken.
Classic Open Air: Vier Pianisten – Ein Konzert: Freitag, 19:30 bis 21:00 Uhr am Walter-Benjamin-Platz in Charlottenburg. freier Eintritt
AGB rein und raus: lachen, vorlesen, vorlesen
Sonntag in die Bibliothek? Warum nicht! Jedenfalls ist es der Tag, an dem es beim Lesen keine Ausreden mehr gibt. Da muss man etwas Zeit finden. Die America Memorial Library hat den Sonntag als Community Day auserkoren und lässt Dinge näher und weiter entfernt von der Literatur passieren. Wer zum Beispiel an diesem Sonntag das Lachen verloren hat, kann hier ab 11 Uhr auf der Wiese vor dem Haus, direkt am Halleschen Tor, mit Lach-Yoga loslegen. Aber wenn das albern klingt und du tiefer in die Literatur und das Leseerlebnis eintauchen möchtest, kannst du Shared Reading eine Stunde später am gleichen Ort treffen.

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Die AGB empfehlen: Bringen Sie etwas zu trinken mit! Ein Apfel tut es auch.
Die Organisatoren nennen das eine „literaturbasierte Intervention“, was nach Therapie klingt und am Ende für manche auch so aussehen mag. Es geht darum, gemeinsam Texte anzugehen und darüber zu sprechen, was sie mit einem machen, welche Gefühle sie wecken, welche Gedanken sie wecken. Sie lesen normalerweise alleine und haben manchmal das Bedürfnis, sich über das Gelesene auszutauschen. Aber wie selten kennen die Freundin, der Ehemann, die Kinder das gleiche Buch und sind bereit für dieses Gespräch. Hier ist das gemeinsame Programm, das Gemeinsame Lesebüro Berlin trägt die Idee in Nachbarschaften, Unternehmen, Krankenhäuser und Schulen. Am Sonntagnachmittag können Sie experimentieren und sehen, ob die Wörter fließen. Und dann stellt Autor Andrey Ditzel in der Reihe „QueerRead“ seinen Roman „Centaur vs Satyr“ vor. Cornelia Geißler
AGB, Sonntag, 11 bis 17 Uhr, Blücherplatz 1
Künstlerische Grenzübergänge zum 61. Jahrestag des Baus der Ulbricht-Mauer
Sacrow bei Potsdam ist ein Ort, der in die Geschichte des Mauerbaus eingeschrieben ist. Hier, quer durchs Land, hat es bis zum 10. September funktioniert. November 1989 die Demarkationslinie. Und viele Menschen in Ost und West glaubten schicksalhaft, dass es ewig so weitergehen würde. Es war anders. Deshalb versammeln sich am 13. August dieses Sommers, dem denkwürdigen 61. „Jubiläum“ des Baus von Ulbrichts „Bollwerk gegen den Imperialismus“, neun bildende Künstler aus der Region. Sie wagen sich im einst von Lenné angelegten Park und im Schloss Sacrow metaphorisch an die „Grenzenüberschreitung“, ohne dass ihre Werke den Wandel der Geschichte direkt abbilden. Das ist etwas Universelles: Das Überschreiten von Grenzen ist in der Kunst nichts Neues. Die Avantgarden der Moderne füllten damit die Kunstgeschichtsschreibung. In der heutigen Kunst verschränken sich politische Komplexitäten jedoch zunehmend mit Themen und Ausdrucksformen.

Marjolein Knottenbelt
Marjolein Knottenbelt, „Portrait of Inverted Painting“, 2021, in der Ausstellung „Border Crossings“
Da es bekanntlich nie nur eine Grenze gibt, fragt die Kunst, seit es Diskurse gibt, wo diese Markierungen und Trennlinien verlaufen. Schließlich geht es immer um die Freiheit der Kunst. Die Gruppenausstellung beleuchtet diese Fragen auf ihre eigene Art und Weise. Und zwar nicht mit theoretischem Unterricht, sondern mit Kunst. Jede Ausstellerposition nähert sich dem Thema auf ihre Weise: als Malerei, Grafik, Skulptur, Fotografie oder Installation. Veranstalter der Sommershow ist der Ars Sacrow eV, der 2002 von engagierten Sacrowern gegründet wurde. Partner sind Preußische Schlösser und Gärten. Seit 2003 finden Ausstellungen unter dem Motto „Museum für einen Sommer“ statt. Die jährliche Filmreihe „Momente im Schloss“ rundet das Programm ab. Die historische Aufarbeitung und die Chronik des Ortes verschränken sich immer wieder mit zeitgenössischen Themen. Ingeborg Ruth
Potsdam-Sacrow, Schloss und Park, Krampnitzer Straße 33, Vernissage „Grenzübergang“ Freitag, 12. August, 18 Uhr. Bis 9. Oktober, Sa+So von 11 bis 18 Uhr, Infos: www.ars-sacrow.de