Als es in den vergangenen Monaten wiederholt zu Bränden an den Bootshäusern in Neubrandenburg kam, waren viele Mitglieder des Demminer Fischerei- und Bootsvereins „Fritz-Reuter-Straße“ besonders betroffen. Noch vor fünf Jahren wurden elf Bootsschuppen in Brand gesteckt – sechs davon auf dem Vereinsgelände.
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Eine Rauchwolke und ein Gedanke
Wenn Präsident Frank Ahlgrimm an den 23. August 2017 denkt, bekommt er immer noch Gänsehaut. Er war damals einer der ersten am Brandort; Sein Haus ist nur wenige Meter vom Schuppen entfernt. „Die Sirene klingelte, ich sah eine schwarze Wolke durch das Fenster“, erinnert er sich. “Ich dachte nur: Hoffentlich breitet sich das Feuer nicht weiter aus.” Es hätte also noch schlimmer kommen können als in Neubrandenburg, ist er sich sicher.
Vielen Dank an die Feuerwehr
Allein in dem betroffenen Gebiet gibt es mehr als 60 Bootshäuser, und mehrere andere Wassersport- und Segelclubs haben ihren Sitz weiter unten an der Straße, aber die Feuerwehr konnte die Ausbreitung verhindern. „Dafür kann ich dir gar nicht genug danken“, sagt Ahlgrimm gerührt. Er sah, wie die Kameraden die Flammen vom Dach des unmittelbar vorausfahrenden Bootes eindämmten. Es war nicht gefährlich. In den brennenden Häusern, so Ahlgrimm, hätten sich einige Gasflaschen befunden, immer wieder sei es zu Explosionen gekommen.
Der Löscheinsatz habe fünf bis sechs Stunden gedauert, sagt der Vereinspräsident. Die Betroffenen haben so lange zugesehen, und nicht nur sie. „Die ganze Straße war voller Schaulustiger“, ärgert sich Ahlgrimm noch heute. Manchmal kamen die Einsatzkräfte nicht durch, die Polizei musste die Menge mehrmals zurückdrängen.
Zwei der Betroffenen konnten sich kein neues Boot leisten
Von vorne konnten die Eigner nur noch ihre zerstörten Boote sehen. „Viele sind da geblieben und haben geweint“, sagt Ahlgrimm, dessen eigener Schuppen nur wenige Meter entfernt steht. Ein Mann wollte sogar ins Wasser springen, um sein Boot herauszuholen. Ahlgrimm umarmte ihn fest. “Es war dramatisch”, sagt er. Die Betroffenen sahen ihre Boote brennen und sinken, die sie jahrelang gerettet hatten und in denen sie viele Urlaube verbrachten.
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Der emotionale und finanzielle Schaden war immens: Sechs Schuppen samt der darin befindlichen sechs Boote wurden auf Seiten des Vereins komplett zerstört. Außerdem befanden sich nebenan Schuppen und Boote, wo laut Ahlgrimm das Feuer ausgebrochen war, so die Ermittlungen durch den Sturz eines Benzinkanisters aufgrund einer Verpuffung. Allein ein Bootshaus war laut Ahlgrimm rund 60.000 Euro wert, die Boote nicht mitgerechnet.
Neuanfang und Ende
Zwei der Betroffenen konnten keinen Ersatz aufbringen. Der Rest jedoch, darunter ein 80-jähriger Mann, der den Bootsschuppen seit seinem Bau in den 1960er Jahren nutzte, begann von vorne.
Nach über einem Jahr, als das Geld von der Versicherung kam, begann der Wiederaufbau. Allerdings mussten die Betroffenen einen Eigenanteil von 20.000 bis 30.000 Euro pro Bootsschuppen zahlen. Dabei half eine Spendenaktion der Sparkasse, die gut 1.000 Euro einbrachte. Und finanzielle Unterstützung erhielten die Bootsfreunde auch vom Verein im Mühlengraben, wo es 2004 brannte. Viele Vereinsmitglieder, auch nicht vom Brand betroffene, halfen beim Reinigen und Wiederaufbauen der sechs neuen, nun etwas höheren Bootshäuser. Jetzt sind alle wieder beschäftigt.
Wut der Brandstifter
Aber das Feuer ist noch lange nicht vergessen. Ahlgrimm braucht keinen Geburtstag, um sich daran zu erinnern. „Immer wenn die Sirene losgeht, schaue ich auf die Fritz-Reuter-Straße“, sagt er. Seit der Katastrophe achten die Mitglieder mehr denn je auf eine ausreichende Versicherung und einen angemessenen Brandschutz. Boote können nicht in Schuppen betankt oder gestartet werden. Doch trotz Feuerlöschern, Wassereimern und anderen Löschgeräten auf dem Gelände weiß Ahlgrimm: „100-prozentige Sicherheit gibt es nie.“
Umso ärgerlicher ist er darüber, dass der Brand im Bootsschuppen in Neubrandenburg vorsätzlich gelegt wurde.