Ab: 13.08.2022 16:28
Trotz explodierender Kosten geht es internationalen Lebensmittelkonzernen wie Nestlé gut. Weil sie die Preiserhöhung an ihre Kunden weitergeben.
Aufgrund hoher Inflation und Lieferkettenproblemen steigen weltweit die Einkaufs- und Rohstoffpreise: Neben Energie und Transport werden auch Verpackungen und Lebensmittel wie Müsli, Milch und Kaffee teurer. Besonders auffällig ist der Anstieg der Lebensmittelpreise. Denn die Hersteller geben die höheren Kosten zumindest teilweise an die Kunden weiter. Der britische Konzern Unilever beispielsweise erhöhte die Preise im ersten Halbjahr 2022 um 9,8 %, und Nestlé, der wohl bekannteste Lebensmittelmulti, im weltweiten Durchschnitt um 6,5 %.
„Die gesamte Lebensmittelbranche ist mit Kostensteigerungen konfrontiert“, sagte ein Nestlé-Sprecher am Hauptsitz des Unternehmens in Vevey am Genfersee: „Dazu gehören auch Landwirte und mittelständische Betriebe, die uns beliefern und darauf angewiesen sind, dass sie ihre Kosten decken.“ Weitere Preiserhöhungen schließt der Branchenriese daher nicht aus, da sich die Preise an die Kostensteigerung anpassen würden. „Unsere Teams in den Märkten haben verantwortungsbewusst Preisanpassungen vorgenommen“, sagte CEO Mark Schneider in der Pressemitteilung zum Halbjahresbericht.
Fast zehn Prozent mehr Umsatz
Ob Nescafé, Kitkat-Schokoriegel, Maggi-Suppe oder Vittel-Mineralwasser: Nestlé verkauft Lebensmittel in fast allen Ländern der Welt. Und trotz steigender Preise bleiben Markenprodukte gefragt, wobei der Umsatz von Nestlé im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 9,2 % gestiegen ist.
Auf die Frage, ob die Verbraucher weltweit noch stärkere Preiserhöhungen akzeptieren würden, antwortet der Sprecher: „Vorrangig ist und bleibt, dass unsere Produkte und Marken weiterhin zu erschwinglichen Preisen erhältlich sind. Das zeigt auch unsere deutlich gesunkene Bruttomarge.“ die beispiellose Kosteninflation nicht vollständig an unsere Verbraucher weitergegeben.” Der Konzern setze alles daran, weitere Kostensteigerungen für seine Kunden abzufedern: „Zum Beispiel durch eine stärkere Harmonisierung von Rezepturen und Verpackungen oder den Einsatz neuer Technologien in der Produktion“.
„Preiserhöhungen sind grundsätzlich gerechtfertigt“
Josianne Walpen, Leiterin Ernährung bei der Schweizerischen Stiftung für Konsumentenschutz, sagt, es sei für Kunden schwer einzuschätzen, welche Preiserhöhungen gerechtfertigt seien: «Einkaufspreise, Lieferverträge und Margen sind nicht transparent. erhöht, deshalb lässt sich das im Alltag kaum abschätzen.» Einkäufe.” Die Stiftung befürchtet, dass die Situation mancherorts genutzt wird, um Margen zu halten oder gar zu erhöhen.
Stefan Michel, Professor für Strategie und Marketing an der IMD Business School in Lausanne, bewertet das Beispiel Nestlé wie folgt: „Nestlé zeigt im Halbjahresbericht, dass der Umsatz auch aufgrund von Preiserhöhungen gestiegen ist, während die Margen gesunken sind. Auf der anderen Seite “Nicht alle Kostensteigerungen werden laut Konzern weitergegeben, andererseits werden Preisanpassungen oft hinausgezögert. Ohne jedes Produkt einzeln untersucht zu haben: Preiserhöhungen im Jahr 2022 sind grundsätzlich gerechtfertigt.”
Euro an Wert verloren
Handelsexperte Michel geht auch auf eine Schweizer Eigenart im Kundenverhalten ein: «Man kann davon ausgehen, dass die Schweizer nach Corona wieder vermehrt ins benachbarte Ausland einkaufen würden, gerade weil der Euro gegenüber dem Schweizer Franken weiter an Wert verlor. Allerdings Inflation.» in Deutschland etwa doppelt so hoch wie in der Schweiz, was die Attraktivität von Einkaufstouren bei hohen Spritpreisen mindert.”
Laut Verbraucherschützer Walpen wird die Nachfrage nach Lebensmitteln auch bei weiter steigenden Preisen nicht wesentlich sinken: „Allerdings sind Nachfrageänderungen nach günstigeren Lebensmitteln denkbar.“ Ob sich dieser Trend durchsetzt, hängt auch davon ab, wie sich die Preise in Bereichen wie Energie und anderen Konsumgütern in Zukunft entwickeln.