Julie Völks Bilderbuch „Dragon Rain Days“

DMünder spielen in Kinderbüchern oft eine eher stereotype Rolle: Sie speien Feuer oder lernen es gerade, müssen aber selten pinkeln. Genauso viele alltägliche Tätigkeiten sind in Büchern unterrepräsentiert, vermutlich weil sie, naja, alltäglich und daher etwas langweilig sind.

Anna Vollmer

Redakteur des Ressorts „Deutschland und die Welt“.

Dass das auch nicht sein muss, beweist Julie Völks Bilderbuch „Drachenregentage“. Darin besucht ein Drache namens Fred seinen menschlichen Freund, den Erzähler des Buches, der es sich an einem regnerischen Tag zu Hause gemütlich macht. Dort geht es ihnen super, bis Fred, der sich überraschenderweise trotz seiner Größe auf der Couch bücken kann, auf die Toilette muss. Und dafür ist die Wohnung zu klein. Was tun Sie also, wenn Sie es brauchen und nicht wissen, wohin Sie gehen sollen?

Gehen Sie wohl oder übel im Regen raus, auch wenn es drinnen so gemütlich ist. Denn Fred ist ein guter Gentleman: Er trägt einen gepflegten Schnurrbart und trinkt seinen Kaffee aus einer Mokkatasse. Natürlich hat er keine Lust, in einen Topf zu pinkeln. Oder – wie der Hund des Erzählers – gegen einen Baum. Daher muss eine andere Lösung gefunden werden. Die meisten Menschen werden wahrscheinlich aus Erfahrung wissen, dass dieser Entdeckungsprozess stressig sein kann, wenn Sie ihn wirklich dringend brauchen.

Julie Völk erzählt diese ungewöhnliche, aber alltägliche Geschichte mit wunderbaren Fotos. Überall gibt es etwas zu bestaunen: zum Beispiel die Details, die die Wohnung des Geschichtenerzählers so schön machen, dass man sich Regentage nur wünschen kann, um sie mit Büchern, Spielen und heißen Getränken zu verbringen. Wir entdecken, dass Freds äußerst praktischer Drachenkörper nicht nur eine Waage hat, sondern auch eine Tasche für seine Taschenuhr, und dass es mitten in der Stadt einen Toilettenblock gibt (der offensichtlich nicht schick oder groß genug für Fred ist).

-Julie Volk:


-Julie Völk: “Dragon’s Rainy Days”. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2022. 48 Seiten, gebunden, 18 €.
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Bild: Gerstenberg Verlag

Days of Dragon Rain ist schlau und macht Spaß, weil es gleichzeitig Drachenklischees entlarvt und mit ihnen spielt. Denn obwohl hier niemand Feuer spuckt, leuchten die Bäume an diesem verregneten Herbsttag so feuerrot, dass wir dieses Bild noch immer im Kopf haben. So machen markante Drachen wie Fred noch mehr Spaß. Völks Humor, der weitgehend ohne Worte auskommt, besteht aus diesen subtilen Verweisen auf andere Drachen- und Abenteuergeschichten, die subtil persifliert werden. Also machen Fred und der Erzähler eine lange, lange Reise, fliegen über Berge und Meer in das ferne Land des Drachen (selbst wenn es regnet!), nicht um Prüfungen zu bestehen oder Abenteuer zu erleben – sondern um ganz profan auf die Toilette zu gehen Weg. . 🇧🇷 Schließlich findet man hier in urigen Pavillons die süßesten Pinkelstellen, die man sich vorstellen kann. Natürlich lohnt es sich, auch mal bei Regen rauszugehen.

Plus: Macht dieser Ausflug die Couchzeit nicht noch angenehmer? Als alles fertig ist, sagt der Erzähler: “Wenn wir bald nach Hause gehen, mache ich uns zuerst eine schöne heiße Schokolade.” Aber Fred hat keine Zeit – er muss wieder ins Ballett. Wie es sich für einen schönen Drachen gehört.

Julie Völk: „Drachenregentage“🇧🇷 Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2022. 48 Seiten, gebunden, 18 €.

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