Die Fans von Newcastle United feiern die Übernahme des Klubs durch den Staatsfonds von Saudi-Arabien. Bild: Grundstein
Analyse
Mehr Geld als Paris Saint-Germain und Manchester City, aber Starverpflichtungen bleiben bisher. Warum ist Newcastle United trotz der Millionen von Saudi-Arabien (noch) so zurückhaltend auf dem Transfermarkt?
19.08.2022, 09:4919.08.2022, 13:46 Uhr
Für die Fans von Newcastle United hat das Warten endlich ein Ende, der unbeliebte Besitzer Mike Ashley fand im Oktober 2021 endlich einen Käufer für den Klub, den er loswerden wollte. Neuer Besitzer der „Magpies“ ist der Public Investment Fund (PFI), ein Staatsfonds in Saudi-Arabien.
Mit der Übernahme der Saudis wurde Newcastle schlagartig zum reichsten Fußballklub der Welt, denn mit einer Bilanzsumme von 370 Milliarden Euro gehört der Fonds zu den größten Staatsfonds der Welt. Mit diesem Vermögen stellt Newcastle die gesamte Premier League in den Schatten. Der Club macht jetzt 83% des Vermögens aller aus Premier-League-Besitzer raus. Zuvor gingen Arsenal, Chelsea und Manchester City aufeinander zu 50 Prozent. Kein Wunder also, dass die Newcastle-Fans in Applaus ausbrachen und anfingen, davon zu träumen, welche Topstars im nächsten Transferfenster verpflichtet werden. Namen wie Kylian Mbappé, Riyad Mahrez, Adrien Rabiot, Marc-André ter Stegen, Eden Hazard und Ousmane Dembélé gingen durch die Medien.
Kylian Mbappé, Star von Paris Saint-Germain, wurde nach der Übernahme von Newcastle durch den saudischen Staatsfonds mit einem Wechsel auf die englische Seite in Verbindung gebracht. Doch auch englische Buchmacher setzten sich keine großen Hoffnungen in den Transfer. Mbappé streckte sich schließlich in Paris aus, nachdem er mit Real Madrid geflirtet hatte.Bild: Grundstein
Aber keiner dieser großen Namen hat es nach St. James‘ Park. Stattdessen verpflichtete die Mannschaft von Eddie Howe zunächst Spieler wie Mittelfeldspieler Bruno Guimarães (Ablöse: 43 Mio. Euro) und Stürmer Chris Wood mit einer 30-Mio.-Ausstiegsklausel des damals ebenfalls vom Abstieg bedrohten Burnley. Außerdem kamen Kieran Trippier (Ablöse: 14 Millionen Euro) und Matt Targett (Leihe mit Kaufoption) auf die beiden Außenverteidigerpositionen. Immerhin gelang es Manager Eddie Howe, ein totales Missgeschick mit diesen Spielern zu vermeiden und den drohenden Abstieg aus der Premier League in der Rückrunde zu vermeiden.
Die Erwartungen der Fans an den neuen Sportdirektor Dan Ashworth (der aus Brighton & Hove Albion stammt) sind daher gestiegen, um diesen Sommer endlich die Millionen aus Saudi-Arabien herauszuholen und die großen Namen nach Newcastle zu locken. Bisher wurden jedoch nur Verteidiger Sven Botman für 37 Millionen Euro von Lille und Torhüter Nick Pope für 11,5 Millionen Euro von Absteiger Burnley verpflichtet. Zudem wurde die Option zum Kauf von Linksverteidiger Matt Targett für 17 Millionen Euro ausgeübt. Seit der Übernahme durch die „Saudis“ wurden rund 170 Millionen Euro für Spieler ausgegeben, die nicht in die Weltklasse-Kategorie fallen.
Dan Ashworth ist seit Ende Mai dieses Jahres für den „Magpies“-Transfer verantwortlich. Bild: http://www.imago-images.de
Das Transferfenster ist noch etwa zwei Wochen offen, ein Transfer eines Spielers aus der Königsklasse sieht in den nächsten Tagen aber nicht sehr realistisch aus. Aber warum hat das Team aus dem Nordosten Englands immer noch keinen großartigen Spieler für mehr als 50 Millionen Euro oder mehr verpflichtet?
Bruno Gaimaraes kam im Winter für gut 43 Millionen Euro von Lyon nach Newcastle, wo er sofort zu einem wichtigen Spieler wurde.Bild: http://www.imago-images.de
Der Klub hätte reichlich Geld zur Verfügung, um die besten Spieler nach Newcastle zu holen. Allerdings ist der viermalige englische Meister durch Financial-Fairplay-Regelungen eingeschränkt. Das Team von Eddie Howe braucht dringend neue Sponsoren, um Geld zu generieren. Denn die UEFA schreibt den Klubs vor, dass die Ausgaben der letzten drei Spielzeiten die Einnahmen nicht massiv übersteigen dürfen. Im Gegensatz zu anderen Vereinen wie Manchester City, Chelsea und Paris hat Newcastle mit nur neun Unternehmen nur sehr wenige offizielle Sponsoring-Partner. Zum Vergleich: Manchester City hat in der laufenden Saison 46 Partner, die den Klub finanziell unterstützen.
Die größten Sponsorenverträge von Newcastle bestehen derzeit mit dem Trikotsponsor Fun88, einem Online-Glücksspielanbieter, der jährlich rund 7,7 Millionen Euro für Trikotwerbung zahlt. Hinzu kommen jährlich 6 Millionen Euro vom Ausrüster Castore. Newcastle hat seit der Saison 2018/19 auch keine großen Gewinne auf dem Transfermarkt erzielt. Der Verkauf von Ayoze Perez an Leicester City, Aleksandar Mitrovic an Fulham FC und Mikel Merino aus Spanien an Real Sociedad brachte nur 71 Millionen Euro ein. Dieses Plus wurde mit den Transfers aus Guimarães und Madeira bereits überwunden.
Außerdem scheint Newcastle für große Spieler unattraktiv zu sein. Seit der Rückkehr in die Premier League im Jahr 2017 hat es Nordostengland gleich in seiner ersten Saison unter die Top 10 geschafft und wurde Zehnter. Danach kämpften die „Magpies“ immer um Klasse und nicht um europäische Plätze. Nur einige der etabliertesten Spieler werden freiwillig von der großen europäischen Bühne zurücktreten, um ihr Talent in einer regnerischen Nacht unter Beweis zu stellen Einspeisung Um es Newcastle zu beweisen.
Den “Magpies” bleibt vorerst nichts anderes übrig, als kleinere Brötchen zu backen. Derzeit soll es großes Interesse geben, einen Chelsea-Spieler auf Leihbasis zu verpflichten. Kandidaten dafür wären Conor Gallagher, Callum Hudson-Odoi, Christian Pulisic oder Armando Broja. Nachdem die Angebote von James Maddison aus Leicester und dem Schweden von Real Sociedad, Alexander Isak, fehlschlugen, liegt der Fokus nun wieder auf Spielern der unteren Preisklasse. Dan Ashworth verhandelt derzeit mit Watford FC über die Transfers von João Pedro und Ismaila Sarr zum Angriff.
19. August 2008: Der deutsche Gewichtheber Matthias Steiner gewinnt in Peking olympisches Gold im Superschwergewicht und sichert sich eine der emotionalsten Siegerehrungen der Geschichte. Der Deutsche hält ein Foto seiner bei einem Autounfall ums Leben gekommenen Frau, als er die Medaille entgegennimmt.
Es ist eine Art sprachliche Ironie, dass die Karriere von Matthias Steiner schwieriger war als die anderer Sportler. Der gebürtige Wiener begeisterte sich seit seiner Jugend für das Gewichtheben. Als an seinem 18. Geburtstag Diabetes diagnostiziert wurde, blieb Steiner seiner Leidenschaft treu.