

Alle Schafe im Blick: Femke führt die Herde zusammen
Quelle: Silvia Reimann
Sigrid Korth aus Wetter an der Ruhr ist eigentlich Sozialpädagogin, kündigte aber 2011 ihren Job, um ihren Traum zu verwirklichen: Heute züchtet sie 150 Schafe und bildet Border Collies zu sogenannten Paddock-Hunden aus – bald werden ihre Hunde an der NRW-Meisterschaft teilnehmen .
DDie Schafe ließen sich am Fuße der Weide nieder, im Schatten einer alten Eiche. Doch dann flitzt ein schwarz-weißer Hund über das Gras, und die langsame Truppe setzt sich in Bewegung. Zuerst laufen die Schafe unsicher auf der Stelle, dann beginnen sie zu galoppieren. In weiten Bögen umkreist der Hund die Schafe, läuft mal nach links, mal nach rechts – und führt sie zielsicher auf Sigrid Korth zu, die mit ein paar Rufen aus der Ferne das Geschehen lenkt.
Sigrid Korth aus Wetter an der Ruhr, 61, züchtet Schafe. Sie besitzt 150 Schafe namens Drenther Heath, die sie für verschiedene Kunden verwendet. Er weidet auf einigen Ruhrverbandsdeichen, Flächen des Botanischen Gartens der Ruhr-Universität Bochum und mehreren Streuobstwiesen. Hunde sind Ihre wichtigsten Helfer.
Sie sind Border Collies, eine Hunderasse aus Großbritannien, die sich auf die Arbeit mit Schafen spezialisiert hat. Heute Morgen brachte Korth seine beiden Border Collies Femke und Darlyn auf die Weide. Sie will heute mit ihnen trainieren.
Korth wird in Kürze zur NRW-Meisterschaft der sogenannten Paddock-Hunde aufbrechen (Siehe unten). Femke und Darlyn müssen beweisen, dass sie den Umgang mit Schafen beherrschen. Denn die Herde einfach zusammenzuführen ist die einfachste Übung. Ein Paddock-Hund muss auch in der Lage sein, Schafe dazu zu bringen, im Gänsemarsch eine Straße entlang zu gehen. Er muss auch die Kunst beherrschen, ein bestimmtes Schaf von der Herde zu trennen, damit der Hirte es nur noch fangen muss.
Sigrid Korth hat bereits einige Male an diesen Meisterschaften teilgenommen und meist die ersten Plätze belegt. Gewonnen hat sie jedoch nie. Liegt es an der Nervosität?, fragt sie sich. „Wenn etwas nicht funktioniert, ist meist der Mensch schuld und nicht der Hund“, sagt sie.
Border Collie Femke hat die Schafherde im Griff
Quelle: Silvia Reimann
Die Arbeit mit Paddock-Hunden sei die Zukunft der Schafhaltung, sagt der Ostwestfale Ulf Helming, der sich um Schafe und Hunde kümmert und auch die NRW-Meisterschaft leitet. „Früher, als Wanderhirten mit ihren Tieren weite Strecken zurücklegten, mussten klassische Schäferhunde die Herde patrouillieren“, erklärt Helming.
Heute sind es vor allem Schäfer wie Sigrid Korth, die ihre Tiere in eingezäunte Bereiche bringen, um nach ein paar Tagen zum nächsten Aktionsort zu ziehen. „Dafür braucht man Hunde mit einem extrem hohen Verständnis“, sagt Helming. „Ohne diese Hunde könnte ein einzelner Hirte diese Arbeit nicht machen.“ In England soll ein einziger Border Collie 20 Mitarbeiter ersetzen.
Vor 17 Jahren kaufte Sigrid Korth ihren ersten Border Collie. Eigentlich wollte sie nur ein bisschen mit ihm trainieren. Aber dann erfuhr sie von den erstaunlichen Fähigkeiten, die Border Collies zu lieben scheinen, wenn sie auf Schafweiden leben. Und so wurde in Korth ein alter Kindheitstraum wahr. „Ich wollte schon als kleines Mädchen einen Bauernhof haben“, sagt sie. Es war anders. Korth hat Sozialpädagogik studiert und lange in einer Behinderteneinrichtung gearbeitet. Doch nun hat sie mit den Hunden die ersten Schritte in ein neues Leben gewagt. „Am Anfang wollte ich nur eine Wiese für ein paar Schafe“, sagt sie. Nach und nach gingen immer mehr Bestellungen ein. Korth begann auch mit dem Training für andere Border Collies Shepherds. Seit einiger Zeit bildet sie auch Hunde für Rettungs- und Suchhundestaffeln aus. 2011 kündigte sie ihren Job.
Inzwischen hat Femke die kleine Herde zu einem Tor geführt, das Tor ist offen, aber die Schafe zögern. Die Hündin scheint die Schafe nur mit ihren Augen unter Kontrolle zu halten. Versucht ein Tier zu fliehen, bewegt Femke seinen Körper nur leicht und das Schaf zieht sich zurück. Fast wie ein Tanz. Oder wie zwei Magnete, die mit gleichem Pol gegeneinander geschoben werden. Zentimeter um Zentimeter manövriert Femke das widerstrebende Schaf vorwärts. Endlich sind sie am Tor. Sigrid Korth muss nur das Tor schließen.
Das Programm der NRW-Schaftage: Am Samstag und Sonntag, 20. und 21. August, finden im Haus Düsse bei Soest die NRW-Schaftage statt, eine Art Kirmes für Schafzüchter. Dort werden verschiedene Rassen präsentiert, es finden Preise und Auktionen für einzelne Tiere statt. Der Landessieger wird von NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU) geehrt.
Aber auch ein Rahmenprogramm und ein Marktplatz machen die NRW-Schaftage für Nicht-Schafhalter interessant. Der Paddockdog-Wettbewerb startet am Sonntag um 8 Uhr, 15 Hundebesitzer sind gemeldet. An mehreren Ständen gibt es Tipps und Informationen rund um Wolle und Wollverarbeitung. Bei einem Spinnwettbewerb wird ermittelt, wer das längste Garn spinnt. Und bei einem anderen Wettbewerb geht es darum, in kürzester Zeit den besten Weidezaun zu errichten. Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Veranstalters.