Grimma. Sobald es zusammengebaut war, blieben Passanten stehen und die Bilder wurden attraktiv. Die Outdoor-Fotoausstellung „Wasserzeichen“ wird am Samstag um 14 Uhr offiziell eröffnet – im Rahmen des großen Grimmaer Festes „Alles am Fluss“. „Wir finden den Titel passend“, sagt Thomas Kube, Leiter des Arbeitskreises Fotografie beim Kunst- und Fotoverein Grimma. „Wasser geht mit gutem Beispiel voran.“ Mit Gerhard Weber (81), Thomas Kube (58), Werner Rosenberger (81) und Henry Büchler (49) zeigen gleich vier Mitglieder des Vereins atemberaubende Bilder zum 20. Jahrestag des Hochwassers von 2002.
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235 Motive auf 140 großformatigen PVC-Platten
Dafür wurde der bis zur Mulde reichende Zaun des Geschwaders Grimma gewählt. Hier posteten Anfang dieser Woche Profi- und Hobbyfotografen ihre Fotos – 140 großformatige, wetterfeste PVC-Paneele mit Platz für 235 Motive. Die Inspiration für die Show kam von dem seit langem geplanten Fest der Stadt, um den Hochwasserschutz von Grimma zu feiern. „Wir wollten uns mit unseren Fotos einbringen“, sagt Kube. Mit Fördermitteln des Landkreises (5000 Euro) und der Stadt (500 Euro) gelang es dem Verein, die nachhaltigen Fotoplatten zu finanzieren. Die Ausstellung ist bis Ende Oktober zu sehen.
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Zur Eröffnung werden nicht nur Kube und Weber sprechen, auch der ehemalige Landrat Gerhard Gey und Bürgermeister Matthias Berger sind als Redner angekündigt. Dem 81-jährigen Weber kommt dabei sicher eine besondere Rolle zu. 2002 musste er wie 2013 mit einem Schlauchboot gerettet werden, weil das ausgebrochene Loch auch seine Wohnung in der Altstadt umgab. So dramatisch die Situationen auch waren, Weber ließ seine Fototasche nicht zurück.
Die Ausstellung am Muldeufer in Grimma ist viergeteilt
Die Ausstellung ist viergeteilt. Von einer Seite des Zauns blickt der Betrachter in die friedliche und idyllische Leere. Ein auffälliger blauer Streifen in sattem Grün, Grimmas Wahrzeichen, die sich nachts im Wasser spiegeln, Wassersportler, Muldeschiffe. Hier wurden auch Gründe genannt, die sich auf die jährliche Hochwasserschutzübung beziehen, während der die Anlage geschlossen ist. Auf der anderen Seite des Zauns dokumentieren die Bilder das Hochwasser von 2013, während auf der Längsseite des Flusses das Muldehochwasser von 2002 mit all seinen Schrecken lebendig wird. Doch damit nicht genug: Manche Vergleiche zeigen Orte in Grimma kurz nach der Flut und heute. „Wir wollen positiv denken und auch zeigen, wie sich Grimma von den beiden Katastrophen erholt hat“, erklärt Kube.
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„Wasserzeichen“ heißt die Fotoausstellung im Freien, die am 13. August – 20 Jahre nach dem Hochwasser in Grimma – am Ufer der Mulde, in der Nähe des Polizeireviers eröffnet wird.
© Quelle: Frank Prenzel
Weber und Kube gehören zu den wenigen Fotografen, die das Drama von Grimma vor 20 Jahren festgehalten haben. „Während meine Fotoclub-Freunde blockiert waren, habe ich versucht, das Geschehen an jedem Ort einzufrieren, den ich trotz der Geschwindigkeit erreichen konnte“, erinnert sich Kube. Auch bei den Aufräumarbeiten habe er versucht, „die unzähligen Helfer ins rechte Licht zu rücken“. Auch in schwierigen Zeiten trug der Fotojournalist seine Arbeitskleidung und half – wie die anderen Mitglieder des Vereins – wo er konnte.
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Berufsfotograf Weber: Wollte den Menschen in die Augen sehen
Der Profifotograf Weber fotografierte seine Bilder in Situationen, „in denen ich aufs Äußerste betroffen und gefordert war“. Seine Fotos dokumentieren nicht nur, was alle gesehen haben, sondern was viele gefühlt haben. „Mir ging es nicht um spektakuläre, sensationelle Fotos. Ich wollte den Menschen in die Augen sehen, ohne ihre Würde zu verletzen.“ Seine Fotos spiegeln sogar die ungewollte Ästhetik der Katastrophe wider. Auch das war für Weber bedenkenswertes Neuland.
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„Wasserzeichen“ – die Outdoor-Fotoschau des Kunst- und Fotovereins Grimma am Zaun des Polizeireviers sorgt schon vor der Eröffnung für viel Aufmerksamkeit.
© Quelle: Thomas Kube
Auch Bilder der heutigen Grimma und Übungen
Bereits 2013 war die digitale Fotografie auf dem Vormarsch. In jenen turbulenten Tagen hielt auch Vereinsmitglied Werner Rosenberger das Geschehen mit der Kamera fest. Vereinschef Henry Büchler beteiligt sich hauptsächlich mit heutigen Ansichten an der Ausstellung und zeigt Fotos von Feuerwehrübungen in der 2019 eröffneten Schutzanlage. „Wenn Grimma die Schotten schließt, ergeben sich ganz andere Perspektiven und die Perle des Muldentals steht wie eine Festung davor eine weitere Flut“, sagt Kube.
Hobbyfotograf stellt auf der Pöppelmannbrücke aus
Am Samstag präsentiert der Hobbyfotograf Grimma Rolf Hofmann, auch bekannt als Rolfs PC-Ministudio, seine bisher größte Fotoausstellung auf dem Bürgerfest. Ab 11 Uhr zeigt er über 500 A4-Farbfotos auf der Pöppelmannbrücke. Hofmann dokumentierte beispielsweise die 2002 eingestürzte Steinbrücke über die Mulde und ihren Wiederaufbau bis zu ihrer Eröffnung zehn Jahre später. Auch Fotos von der Gedenkfeier zum 300. Jahrestag der Steinernen Brücke sind zu sehen. Hofmann hielt den Bau der Hochwasserschutzanlage sowie Momente von Feuerwehr und Wasser bei den Mauerschließübungen fest. Grimmaer bringt auch Ansichten der friedlichen Mulde sowie kleine Hochwasser- und Eisgangmotive ins Raster. Die Ausstellung beginnt chronologisch auf der Westseite der Brücke. Interessenten können die Fotos auf CD vor Ort erwerben.
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Grimma ist nach den beiden Überschwemmungen wieder auf die Beine gekommen, auch dank vieler Spenden. Angesichts der spannenden Fotoausstellung bittet der Kunst- und Fotoverein Grimma nun um Spenden für die Ahrer Bevölkerung. “Zwölf Monate nach der Katastrophe herrscht immer noch Ausnahmezustand”, sagt Kube. Bundes- und Landesmittel fließen nur teilweise, die Bürokratie ist hoch. Einige Spendenkonten listete der 23-köpfige Verein deshalb in einem separaten Kasten bei der Ausstellung „Wasserzeichen“ auf.
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Das erwartet die Besucher des Bürgerfestes am Samstag in Grimma.
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Der LVZ-Podcast zum Hochwasser in Sachsen:
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