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„Als ich das erste Mal hier war, habe ich mich in die Gegend verliebt“, erinnert sich Paul Steyer. Der gebürtige Frankfurter lebt seit 15 Jahren im Werra-Meißner-Kreis und feiert heute seinen 90. Geburtstag.
Oberhone – Er und seine Frau besuchten seine Schwester und entschieden, dass er hier leben würde, wenn er in den Ruhestand ging. Die ersten 40 Jahre seines Lebens verbrachte er in Frankfurt. 1970 lernte er seine Frau per Brief und Telefon kennen und kam über sie nach Obertshausen bei Offenbach.
Er erinnert sich noch genau an ihre erste Begegnung: Im Café hätte er sie aus der Zeitschrift „Petra“ erkennen müssen, denn das war auch ihr Vorname. Zuerst traute er sich nicht, aber dann ging er zurück ins Café. Das Ehepaar baute sich ein Haus in Mainhausen, Kreis Offenbach, und lebte dort zehn Jahre lang. „Hier bin ich gut aufgehoben“, sagt Steyer über sein Leben in Oberhone. Er, seine Schwägerin und sein Schwager unterstützen sich gegenseitig. Im Haus wohnen Sohn, Schwiegertochter und Enkelkinder. Der 90-Jährige führt den Großteil seines Haushalts.
Seine beiden Enkel sind sein erster Gedanke, wenn er nach der besten Zeit der letzten 90 Jahre gefragt wird. Er unternahm viel mit den Kindern seiner verstorbenen Tochter. Damit er und seine im letzten Jahr verstorbene Frau bei der Hochzeit ihrer Enkelin dabei sein konnten, fand diese hier statt.
„Opa Paul, kann ich dir helfen?“, fragte der Neffe des Hauses einmal, als das Geburtstagskind spazieren gehen wollte. „Ich sage immer: Ich bin jeden Tag im Urlaub“, sagt der einst leidenschaftliche Wanderer der Region, der auf Rennsteig und Meißner gewandert ist. Als er in der Schule war, fing er an, mit der Kamera seines Vaters zu fotografieren. Statt einer eigenen großen Fotoausrüstung nutzt er dafür heute manchmal sein Handy.
Aktuell sind es die Bilder aus der Ukraine, die den 90-Jährigen bewegen. Der gebürtige Frankfurter erlebte, wie es war, bei Anschlägen im Keller zu sitzen und alles um sich herum brennen zu sehen, als die Freilassung erfolgte. “Es nützt nichts”, sagt er über Kriege.
Angesichts der schweren Angriffe sorgte Steyers Vater dafür, dass seine Familie 1944 im thüringischen Bad Berka ankam. Jubilee und seine ältere Schwester lebten bei Bauern, die beiden anderen Schwestern und ihre Mutter wurden anderweitig untergebracht. Nachdem der Jubilar 1946 nach Frankfurt zurückgekehrt war, begann er in den Fußstapfen seines Vaters eine Bäckerlehre. „Als Student habe ich samstags immer beim Bäcker ausgeholfen“, verrät er und kocht seitdem immer noch gerne.
„Kreatives Arbeiten“ war das, was ihm an der Arbeit gefiel. Bis heute backt der 90-Jährige Kuchen und manchmal Brot und probiert beim Kochen gerne neue Rezepte aus. Hackfleisch macht er selbst mit einer Maschine und möchte bald seine eigene Wurst machen.
In den letzten neun Jahren seines Berufslebens wich die Arbeit an computergesteuerten Geräten dem Backen. Per Computer überwachte er eine Maschine, die Türverkleidungen und Verkleidungen für die Autoindustrie herstellte. Mit 60 Jahren ging er aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig in den Ruhestand.
„Ich bin von Natur aus ein Kämpfer“, sagt Jubilee, bei der vor etwa zehn Jahren Krebs diagnostiziert wurde. Die Chemotherapie endete kurz vor ihrem 80. Geburtstag. Über sich selbst als Kämpfer sagt er: “Sonst wäre ich nicht so alt geworden.”