Gastronomie
„Ztrinke, chli Kunst und Zämesii“: Herisau hat mit der Kunst-Stobe einen neuen Treffpunkt
Auch Ira Brander empfängt Gäste in seinem Atelier an der Bahnhofstrasse. Außerdem engagiert sich die gebürtige Russin für Flüchtlinge aus der Ukraine.

Ira Brander in seinem Atelier, das auch als Restaurant dient.
Seit einigen Wochen stehen Tische und Stühle auf dem Gehsteig neben der provisorischen Bushaltestelle an der Bahnhofstrasse in Herisau. „Ztrinke, chli Kunst und Zämesii“ ist auf den handgefertigten Karten zu lesen. Im Inneren des Restaurants ist ein bunter Mix aus antiken Möbeln – einige alte Nähmaschinen dienen auch als Tische. Gleich daneben steht ein Maltisch mit allerlei Utensilien darauf. In seiner „Art Stobe“ arbeitet Ira Brander als Gestalter von Gemälden und Dekorationsartikeln aller Art. Im neuen Restaurant kann sie nicht nur ihrem Hobby frönen, sondern empfängt auch Gäste zum Kaffee oder Tee. Bier, Wein und einige Getränke stehen auch auf der Tafel. „Selbstgebackene Kuchen gibt es meistens auch zum Kaffee. Aber bei heißem Wetter serviere ich lieber Eis“, sagt Brander lachend. Sie könne sich auch vorstellen, kleinere Shows im Restaurant aufzuführen.
Atelier, Showroom und Café
Die gebürtige Russin ist mit einem Tischler aus Herisau verheiratet. Gemeinsam kauften und restaurierten sie die Möbel auf einer Auktionsplattform. „Ich war schon immer kreativ und habe gerne gemalt“, sagt der Bauingenieur. “Am Anfang waren es vor allem persönliche Geschenke.” Für «Advents Stobe» in der Herisauer Chäshalle habe sie später kleine Portraits von Tieren auf Baumscheiben gemacht, sagt Brander. “Die Besucher wollten sie immer wieder kaufen, also habe ich mehr gemalt, aber sie waren bald weg.” Sie arbeitete früher in der Wohnung der Familie. „Dadurch war immer alles voll mit meinen Werken. Heute bin ich froh, genug Platz zum Malen und Ausstellen zu haben.“ Morgens sei es meist ruhig und nur wenige Passanten, sagt Brander. “So kann ich mich wirklich auf das Malen konzentrieren.” Ein freundlicher Mops namens Stuart leistet ihr Gesellschaft. Er begrüßt die Neuankömmlinge mit einem Schnuppern an der Nase und legt sich dann ruhig auf seinen Platz am Eingang.
Seine eigenen Fotos hängen derzeit noch im Restaurant. Das sind die detailreich gemalten Motive von Alpstein. Doch das sei nur vorübergehend, so Brander. „Ich möchte unbekannten Künstlern eine Plattform für spätere Ausstellungen bieten.“
Ukrainische Spezialitäten im «Usegstühlet»
Der Krieg in der Ukraine habe sie erschüttert, sagt Ira Brander. „Ich war gerade dabei, mich auf die Ladeneröffnung vorzubereiten, als das passierte.“ Mit ihrer Arbeit wolle sie den Betroffenen nun so gut wie möglich helfen, sagt die Gastgeberin. Sie unterstützt Geflüchtete bei Übersetzungen und gibt Integrationstipps.
Sein Engagement für die Ukraine gipfelt im Herisauer „Usegstuehlet“: Am 27. August bereiten Flüchtlinge aus der Ukraine Gerichte aus ihrer Heimat zu. Natürlich dürfen die berühmte Rote-Bete-Suppe, Borschtsch und Wareniki sowie Knödel mit herzhafter oder süßer Füllung nicht fehlen, sagt Brander. “Alle Erlöse kommen den Ukrainern im Land oder in der Schweiz zugute.”
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 10 bis 19 Uhr, Samstag bis 17 Uhr, Montag und Sonntag geschlossen. Außerhalb dieser Zeiten ist das Restaurant auch für Gruppen geöffnet.