Doch Benjamin Bielawski, einer der drei Präsidenten des neu gegründeten Vereins, wusste um den Ernst der Lage: Es muss jetzt etwas getan werden, sonst ist der Zug zum charmanten Höhenbad abgefahren: „Die Miete für das Bad läuft aus am 31. Dezember und… derzeit ist keine Verbindung geplant“, sagte er.
Also nochmal ganz klar: «Wenn jetzt nichts passiert, gibt es in Schweigmatt keine Schwimmbäder mehr.» Daran hat sich im Grunde nichts geändert, wie Bürgermeister Tholen jetzt bestätigt hat. Das lang ersehnte „OK“ für die Fortführung des Betriebs hat die Stadt Schopfheim noch nicht gegeben. Doch bereits im April drückten mehr als 100 Bürger ihre Sympathie für das System aus, kamen und verfassten fleißig Beitrittsanträge für den neu gegründeten Verein.
Im April verwies Wilhelm Tholen auf die 88-jährige Mikrofongeschichte des Freibades Schweigmatt. Die Liegenschaft wurde unentgeltlich an den Verein Schweigmatt abgetreten. Kräftige Hände gruben damals ohne Maschinen das 25-Meter-Becken aus, sodass die Anlage 1935 eröffnet werden konnte.
Das Badezimmer wurde in den 70er Jahren komplett renoviert, die technischen Anlagen erneuert und gepflegt. Dass in der kurzen Sommersaison 5.000 bis 11.000 Badegäste in Schweigmatt eintreffen, zeigt die Beliebtheit der Anlage über die Ortsgrenzen hinaus.
Eine Umfrage habe gezeigt, wie viele Fans es gebe, rief Tholen und erhielt viel Applaus für seinen Aufruf. Es ist viel mehr als ein Schwimmbad, es ist ein Ort der Begegnung, es bietet den Bürgern eine Umgebung und Identität. Nicht zuletzt sei das Becken mit seinen 400 Kubikmetern Inhalt ein Löschwasserbehälter für Feuerwehrleute und im Bedarfsplan der nächsten Jahre aufgeführt, sagte er.
„Wir wollen der Stadt ein Zeichen setzen“
Vereinsmitglieder bleiben nicht bei Worten, sie werden aktiv. Als ein Wochenendbetrieb in Schweigmatt mangels Aufsichtspersonal zusammenbrach, wurde klar, dass das Bad mehr Rettungsschwimmer brauchte.
Dank guter Zusammenarbeit mit der DLRG haben sieben Rettungsschwimmer aus Raitbach und Umgebung die Prüfung erfolgreich bestanden. Der Betrieb des Freibades ist derzeit täglich von 12:00 bis 19:00 Uhr – am Wochenende durchgehend – gewährleistet.
„Wir wollen die Menschen ermutigen, sich hier zu engagieren, und wir brauchen eine breite Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger als Signal an die Stadt Schopfheim – nicht gegen sie“, hieß es im Frühjahr in Schweigmatt.
Zusätzliche Einnahmen müssen erwirtschaftet werden; Vieles ist denkbar: Yoga- und Fitnesskurse, Kuchen und Kaffee, Konzerte und, und, und. „Ich habe mal Eventmanagement studiert“, gab Bielawski an, dass ihm die Ideen nicht so schnell ausgingen.
Nun hat Tholen nachgezogen: Es hat bereits beschlossen, mindestens drei Stellplätze für Reisemobile zu schaffen. Auch die Idee, einfache Übernachtungsmöglichkeiten im Freien und unter dem Sternenbanner zu schaffen, ist reif für ein Wort. In Kooperation mit dem Biosphärenreservat wird zudem entlang beliebter Wanderwege eine permanente Hilfsstation eingerichtet.
Tholen freut sich, dass das Kerngeschäft des Bades nun durch eine Ausbildung zum Rettungsschwimmer gesichert ist. Die DLRG nahm die anspruchsvolle 16-stündige Ausbildung mit anschließender Prüfung ab. Verschenkt wird die Urkunde sicher nicht, wie DLRG-Chef Jürgen Vetter betont. 300 Meter in Klamotten schwimmen, 25 Meter tauchen, eine Person in Klamotten bergen und sie dann wiederbeleben – das muss man erstmal machen. Die sieben Höhenpool-Hoffnungen dominierten den Test.
“Aktuelle Nachfrage spricht für uns”
Angesichts des Charmes und der Geschichte des Pools sei er traurig, dass so etwas zur Debatte stünde, sagte der Präsident des Vereins. Generationen hätten in Schweigmatt gute Freunde oder ihre Liebe gefunden: «Für mich ist die mögliche Schliessung absurd.»
Aber die aktuelle Nachfrage spreche für sich, fügte Tholen hinzu. Mittlerweile ist die Mitgliederzahl auf über 130 Mitglieder angewachsen, Tendenz steigend. “Sonntags haben wir jetzt 340 Gäste im Bad.”
Und nicht zuletzt macht der Klimawandel dem Freibad Schweigmatt mit immer längeren Öffnungszeiten zu schaffen.
Fehlt nur noch das lang ersehnte Rettungssignal von Schopfheim.