„Solom und Andorra“ in der Schrebergartenidylle von Oberursel

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Von: Manuela Reimer

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Raub, Mord, Betrug – und japanische Blumenrasen: Polizeipräsident Reisig (Torsten Leiss) hat wenig Verständnis dafür, dass wütende Gärtner (Harald Tietz, links, Barbara Semeras und Roland Ruppel) ihre Gartennachbarn denunzieren wollen.
Raub, Mord, Betrug – und japanische Blumenrasen: Polizeipräsident Reisig (Torsten Leiss) hat wenig Verständnis dafür, dass wütende Gärtner (Harald Tietz, links, Barbara Semeras und Roland Ruppel) ihre Gartennachbarn denunzieren wollen. © Hr

Wenn der Hippie den Blumenrasen hemmungslos wachsen lässt, kommt Stress auf

Oberursel – Die Wochenenden in den Schrebergärten des Traditionsvereins Concordia 1919 könnten so angenehm sein: Sonne und Gartenzwerge strahlen, Salat und Tomate sprießen, es gibt Kaffee und Kuchen und für die Männer eine stündliche Bierzeit – die perfekte und coole Idylle. “Hier herrscht Ordnung. Wir sind keine Hippie-Kommune!”, resümierte Friedrich Kreuznagel (sehr irritiert: Roland Ruppel).

Alleine: Gardens neuer junger Nachbar Spelling hält wenig von dieser Ordnung, da gehorsame Gärtner sich aufregen – Kreuznagel kocht das Blut: „Dieser Hippie ist kein Gärtner! Er nimmt ihnen die innere Ruhe“, zitiert die Satzung. Doch auf dem betreffenden Land wird kein sorgsam gepflegtes Obst oder Gemüse angebaut, nur Brombeerhecken und japanische Blumenrasen wuchern: „Solom und Andorra!“ Am Ende befürchtet der Gärtner der Schrebergarten, “sie werden immer noch Nacktheit machen oder Haschisch rauchen”.

„Alles was stimmt“ – so heißt das neue Stück des Theatervereins Szenenwechsel Oberursel, geschrieben und aufgeführt von Vereinsleiterin Anna Altheim (Regieassistenz: Beppo Bachfischer). Der 2019 gegründete Verein ist aus der Neuen Bühne Oberursel hervorgegangen – die 14 Jahre in der Ebbelwoi-Straußwirtschaft Alt Orschel am Marktplatz tätig war, Altheim von Anfang an sowohl als Schauspielerin als auch als Regieassistentin dabei.

Mit „Alles was stimmt“ wollen Altheim und das Ensemble an die alten Zeiten in der Straußwirtschaft anknüpfen. Die Autorin hat die Komödie geschrieben, die für viele Lacher sorgt, aber auch zum Nachdenken anregt und gelegentlich unvorhersehbare Wendungen bietet, fast bis in den Gerichtssaal. 2020 hätte das Debüt gefeiert werden sollen, dann kam Corona – und es blieb eine Weile. Schließlich gab es in diesem Frühjahr eine kleine Aktion mit vielen Schutzmaßnahmen, wie zum Beispiel Zugangsbeschränkungen beim Café Portstraße.

erfolgreiches Debüt

Nun war es im Alt Orschel soweit, und die Premiere am Donnerstag war ein voller Erfolg: Die rund 80 Zuschauer – die Bierzeltgarnituren waren fast komplett gefüllt – spendeten viel Applaus. Übrigens hätte Covid zum dritten Mal fast einen Schraubenschlüssel gegeben: Eine Schauspielerin war infiziert und konnte deshalb nicht mitmachen, aber kurzerhand hat Margit Altheim, die die Gärtnerin Marlies Brause und Bewohnerin eines Pflegeheims spielt, eine dritte Rolle übernommen, nämlich jene von Esoterik- und Erotikladenleiterin Frau Gruber, wie Anna Altheim eingangs verriet.

Die Freude und Erleichterung, das Stück endlich auf der kleinen Bühne des Gasthauses Strauss aufführen zu können, war allen Mitwirkenden anzumerken. Die Spielfreude war groß und die Truppe hatte sichtlich Spaß an der Aufführung, ebenso wie das Publikum. Das wurde sogar integriert: Die Theaterschauspieler gingen in ihren Rollen mitten durch die Wirtschaft, da der Regisseur, der auch schauspielerte, das Publikum direkt ansprach.

Auf jeden Fall waren die Zuschauer ganz nah dran – im wahrsten Sinne des Wortes, denn zwischen Bühne und Biertischen und Bänken ist nicht viel Platz – und sie fühlten sich fast wie zum Kleingartenverein gehörend, wie eine Gruppe von Mitgliedern, die das miterlebten direkt randalieren. . Die Bühne selbst bietet auch nicht viel Platz, aber das hat die Truppe geschickt gelöst: Die getauschten Leinwände dienten als Kulisse, sonst bräuchte es nicht viel, nur ein paar Gartenmöbel und einen Holztisch und Stühle voller Büromaterial im zurück Polizeistation.

Polizei? Stimmt, denn so kann es nicht weitergehen mit dem Nachbarn im Garten, der im Hippie-Verdacht steht, findet Friedrich Kreuznagel. Zumal „der Kall“ seinen Garten immer in Ordnung gehalten hat. Doch nun ist der ehemalige Kleingärtner lieber mit einem Spanier am Mittelmeer – und sein Enkel treibt nichts Gutes. „Dein Unkraut ruiniert den ganzen Garten im Schrebergarten!“ Kreuznagel ist wütend. “Das hier ist ein Nest der Tradition!” Die Lage ist kompliziert, denn wer weiß, ob der Wildwuchs nicht Nachahmer findet: Neugärtner und Inspektor Harry Menges (Thomas Sterzel) findet das illegale Beet sowieso gut – oder seine schöne Dame, die sich jetzt einen Blumenrasen wünscht. gut fürs Karma.

Zum Glück hatte Kreuznagel beim Beobachten des Tatorts eine Idee, wie man Abhilfe schaffen könnte: „Lasst uns ihn anzeigen!“ Schlecht gesagt und getan – zusammen mit seiner ebenso desillusionierten Frau Dora (Barbara Semeras) und dem Gärtnerfreund Manfred Plautz (Harald Tietz) trifft er auf Polizeipräsident Franz Reisig (Torsten Leiss) und dessen Kollegin Sabine Meister (Julia Semeras). Leider kann die fassungslose Polizei wenig tun. . .

Wer wissen will, wie es aussieht – und was die Kleingärtner noch tüfteln – hat am Samstagabend noch einmal Gelegenheit: Um 18 Uhr öffnen die Terrasse und das Buffet, um 19.30 Uhr beginnt das Theaterstück. Der Szenenwechsel Verein sucht übrigens noch Mitstreiter: Mehr Infos im Internet unter [email protected] von Anna Altheim.

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