Interessante Berichte kommen selten aus Nordkorea. Es gibt keine freien Medien, die Unterdrückung ist total. Nach staatlicher Auffassung hat dort nur die Regierung selbst ein Mitspracherecht.
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Zum ersten Mal jedoch ließ es die Welt aufhorchen und aufmerksam werden.
Laut der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA hat Wladimir Putin gerade einen Brief an Nordkoreas „großen Führer“, Kim Jong-Un, geschrieben. Darin äußerte der russische Präsident “den Wunsch, die Beziehungen zwischen den beiden Ländern auszubauen” und fügte hinzu: “Die Annäherung ist im Interesse beider Seiten.”
“Zwei Albträume, die sich jetzt berühren”
Nun beugen sich Experten aus Russland und Experten aus Asien diesem Signal aus Nordkorea: Was genau haben Putin und Kim vor?
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Westliche Beobachter sehen nichts Gutes. Ein Nato-Mann, der namentlich nicht genannt werden möchte, spricht von “zwei Alpträumen, die sich jetzt berühren”: Bisher seien die Schmerzpunkte Russlands und Nordkoreas mit ihren jeweiligen Risiken einer atomaren Eskalation als zwei unterschiedliche Werke betrachtet worden – das hier Ansatz ist mittlerweile offenbar überholt.
Putin selbst erklärte in seinem Brief, das Ziel sei es, “Sicherheit und Stabilität zu stärken”, Moskau und Pjöngjang näher zusammenzubringen. Experten interpretieren diese Formulierung als Hohn auf den Westen: Das genaue Gegenteil droht.
Eines der Schreckensszenarien, über die niemand offen sprechen will, geht so: Während Russland im Ukraine-Krieg plötzlich die Atomkarte zieht, attackiert Kim gleichzeitig die südkoreanische Regierung in Seoul mit nuklearer Erpressung – und China setzt gleichzeitig die Taiwans durch lang befürchtete Seeblockade. Die Folge wäre eine dreifache Herausforderung der USA – was für die westliche Großmacht zu viel werden könnte: Schachmatt.
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Wird Kim Putin mit 100.000 Soldaten helfen?
Plant Putin wirklich solche weltweiten Ausschreitungen? Niemand kann es beweisen. Doch in der Westlichen Staatskanzlei ist der Anteil derjenigen, die Putin solch einen bösen Willen nicht zutrauen, seit Ende Februar stark gesunken.
Kim befehligt über eine Million Soldaten. Würde er vielleicht einen kleinen Teil abgeben, um Putin zu helfen? Im russischen Staatsfernsehen treten Experten auf, die bereits den Einsatz von 100.000 nordkoreanischen Truppen an den Fronten in der Ukraine an die Wand malen. “Warum sollten wir diese Hilfe nicht annehmen?”, fragte der russische Militärexperte Igor Korochenko dieser Tage auf Russia 1.
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Übrigens fügte Korotschenko hinzu, dass tapfere nordkoreanische Bausoldaten auch tolle Typen seien: „Sie sind zäh und anspruchslos.“
“Ein Ansatz wie nie zuvor”
Vielleicht übertreiben es manche in Moskau schon mit ihren russisch-nordkoreanischen Fantasien. Tatsächlich aber gebe es zwischen den beiden Ländern inzwischen “eine Annäherung wie nie zuvor”, sagt Hanns Günther Hilpert, Nordkorea-Experte bei der Stiftung Wissenschaft und Politik Berlin (SWP) des Verlagsnetzwerks Deutschland. Das Verfahren läuft seit einigen Monaten.
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Die am stärksten militarisierte Gesellschaft der Welt: Nordkoreas Diktator Kim Jong Un in einer Rede am 22. Juli 2022.
© Quelle: –/KCNA/dpa
Tatsächlich verbergen beide Diktaturen ihre neu entdeckte gegenseitige Zuneigung nicht vor der Weltöffentlichkeit.
- Nordkorea war eines von nur vier Ländern der Welt, das sich bei einer UN-Abstimmung im März mit Moskau verbündet hatte, um die russische Invasion in der Ukraine zu verurteilen. Die restlichen drei waren Syrien, Weißrussland und Eritrea. Nicht einmal Kuba hat pro Russland gestimmt.
- Als einziger Staat der Welt neben Syrien hat es Nordkorea sogar geschafft, die russischen Republiken Luhansk und Donezk, die Moskau auf ukrainischem Boden ausgerufen hatte, völkerrechtlich anzuerkennen.
Woher kommt Kim, der immerhin über sein eigenes Nukleararsenal verfügt, in dieser Eile, sich an Putin anzupassen?
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Radar-Hauptstadt
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SWP-Experte Hilpert weist auf wachsende Interessenkongruenzen in der Politik Moskaus und Pjöngjangs hin. Beide sind von Sanktionen hart getroffen, da sowohl die USA der Hauptfeind als auch Chinas wirtschaftlich untergeordneter Partner sind. In dieser komplizierten Situation kann mehr Zusammenarbeit zwischen Putin und Kim nur helfen.
Putin will Soldaten, Kim will Weizen
Im Wirtschaftsraum winken bereits nützliche Geschäfte. Russland ist an nordkoreanischen Zivilarbeitern interessiert. Im Gegenzug könnte Nordkorea in diesem Jahr reichlich Weizen aus Russlands reichlicher Ernte beziehen – ein interessantes Angebot für Kim, der mit Putins Hilfe die traurige und unendliche Geschichte der Hungersnot in Nordkorea beenden könnte.
Bemühungen, sein Land endlich zu ernähren, könnten Kim auch dazu inspirieren, Truppen nach Russland zu schicken und Putins Vorgehen gegen die Ukraine unterzuordnen. Westliche Experten glauben nicht an die Zahl 100.000. Putins Interesse gilt jedoch den technisch hochentwickelten nordkoreanischen Artillerieeinheiten, die seit Jahrzehnten das Gebiet um Seoul bedrohen. Kim seinerseits könnte daran interessiert sein, seinen Truppen echte Kampferfahrung zu vermitteln. Er schielt auch auf die russische Nukleartechnik.
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“Das Regime braucht eine feindselige Außenwelt”: Kim Jong Un, Herrscher von Nordkorea, bei einem Auftritt am 11. August 2022.
© Quelle: –/KCNA/KNS/dpa
Wird Kim nach Putin der zweite nuklear bewaffnete Diktator sein, der im 21. Jahrhundert einen großen Krieg anzettelt? Kim will zumindest zu einem großen Krieg fähig sein, glaubt Jung H. Pak, langjähriger US-CIA-Analyst und Nordkorea-Experte.
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Vor zwei Jahren betonte der Autor des Buches in einem Interview mit dem RND, dass es nur wenige Gewissheiten über Kim gebe. Einer ist, dass das Regime eine feindliche Außenwelt braucht: Nur so kann Kim die ungeheuerliche Militarisierung und die wirtschaftlichen Probleme seines Landes rechtfertigen – und den Mythos aufrechterhalten, dass der Diktator seine gute Zukunft sichert.
In diesem Sinne, seufzt SWP-Experte Hilpert heute, sei Russland heute “nordkoreanischer” denn je.
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