Neukieritzsch/Kahnsdorf. Seit Anfang Juli ist es im Neukieritzscher Stadtteil Kahnsdorf unübersehbar: Die Kirche „St. Laurentius“ ist eingerüstet und wird saniert. Erst muss die Turmkuppel saniert werden, dann will die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Emmaus im Bornaer Land mit Turm und Langhaus weitermachen. Aber es fehlt noch etwas Geld.
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Diese Woche wurde die sogenannte Krönung des Turms, also die Kugel und die Wetterfahne darauf, entfernt. Wie bei solchen Anlässen üblich, wurde die Kugel bei der letzten Renovierung mit Zeitdokumenten gefüllt. Offenbar wurde in Ermangelung eines geeigneten Behälters damals ein haushaltsübliches Utensil verwendet.
Berichte aus dem Jahr 1744
In der Kugel des Kupferturms befand sich eine stark abgenutzte Dose mit der Aufschrift „Poetzsch Kaffee“. Richard Poetzsch war ein aus Mölbis stammender Kaufmann. 1888 eröffnete er sein erstes Lebensmittelgeschäft in Leipzig. Daraus entwickelte sich eine große Kaffeerösterei, die ihre Produkte unter der Marke Poetzsch Kaffee verkaufte.
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Als die Kugel nach der letzten Renovierung, vermutlich 1969, wieder geschlossen wurde, benutzten die Schauspieler eine leere Dose von Poetzsch und füllten sie mit Bauberichten und anderen Papieren. Ob ihnen der Kaffee vorher geschmeckt hat, ist natürlich nicht bekannt.
Der älteste Bericht ist von 1744, ein anderer von 1787, der neueste von 1969. Die restlichen Papiere sind abgenutzt, ausgefranst und teilweise verklebt, sonst schwer lesbar. Pastor Reinhard Junghans beabsichtigt, die leicht lesbaren Passagen bald zu veröffentlichen.
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Ein Dokument von 1787.
© Quelle: Reinhard Junghans
Für die Sanierung des Langhauses bleiben noch 66.000 Euro übrig
Er gibt bereits an, womit die Kugel gefüllt werden soll, als sie kürzlich vom Leipziger Kesselbauer Wetzig gefertigt wurde. So viele Kahnsdorfer und Ausländer haben die Chance, dass ihre Namen auf einer Liste an der Spitze des Kirchturms – sozusagen näher bei Gott – für die nächsten Jahrzehnte aufbewahrt werden.
Für die Renovierung des gesamten Kirchenschiffs, für die sie arbeitet, benötigt die Kirchengemeinde noch einige Spenden, um die notwendigen Mittel aufzubringen. Konkret fehlen laut Junghans noch 66.000 Euro. Und deshalb macht er Spendern jetzt folgendes Angebot:
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Die Kugel auf dem Kirchturm in Kahnsdorf, kurz bevor sie entfernt wurde. Im Hintergrund ist der Hainer See zu sehen.
© Quelle: Helmut Schroth
Wenn Sie als Einzelperson mindestens 100 Euro oder als Familie mindestens 200 Euro spenden, wird Ihr Name in die Turmkugelliste aufgenommen. „Spenden, die bis zum 30. September auf dem Spendenkonto oder in bar eingehen, können berücksichtigt werden“, sagt der leitende Pfarrer der Emmaus-Gemeinde. Kontodaten finden Sie auf der Pfarrhomepage: kirche-bornaer-land.de/spender/
DDR-Aktivgeld für die Kirche
Die Krönung des Turms soll Anfang Oktober nachgeholt werden. Also, Pater Junghans wartet, die Sanierung des Turmbrunnens kann beginnen. Knapp eine Million Euro veranschlagt Junghans für die Renovierung der gesamten Kirche. Bis auf die fehlenden 66.000 Euro sei das Geld drin, rechnet er vor.
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Das Gerüst am Kirchturm in Kahnsdorf, hier während der Bauphase.
© Quelle: Angelika Fischer
Der größte Anteil, rund 550.000 Euro, stammt aus sogenannten PMO-Fonds. Sie sind Vermögen ehemaliger DDR-Parteien und Massenorganisationen, die nach der Wiedervereinigung von der Treuhandanstalt verwaltet wurden. Knapp 230.000 Euro kommen von der Landeskirche und damit aus den Kirchensteuereinnahmen. Rund 100.000 Euro gibt es aus dem Leader-Förderprogramm für den ländlichen Raum.
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Die Kirchengemeinde kann bereits auf die Rücklagen für die notwendigen Mittel zurückgreifen, „weil in den vergangenen Jahren immer wieder Menschen etwas für die Kirche in Kahnsdorf gespendet haben“, sagt Junghans. Ansonsten ist er zuversichtlich und sagt: „Wir freuen uns auf Ihre großzügige Unterstützung.“