In Krisenzeiten wächst oft die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren. Nau.ch erzählt, welche Strategien gegen diese Angst helfen.

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das Wesentliche bald
- Die Angst vor Jobverlust und Arbeitslosigkeit kann lähmen.
- Der erste Schritt ist, genau herauszufinden, wovor Sie Angst haben.
- Gleichzeitig müssen Sie sich auf Ihre eigenen Stärken besinnen und sich Ihrer Kompetenzen bewusst werden.
- Ist die Angst berechtigt, ist aktives Handeln gefragt.
Corona, Krieg in Europa und eine drohende Rezession: Eine Krise jagt die andere. Und in Zeiten steigender Lebensmittelpreise, Strom- und Heizkosten wiegt der Jobverlust besonders schwer.
Kein Wunder, dass man Angst vor Arbeitslosigkeit hat. Doch wie kann man dem entgegenwirken – und was hilft im Ernstfall?

Schwierig wird es immer dann, wenn die Angst vor einem möglichen Jobverlust einen in eine Negativspirale schickt – und einen lähmt.
Um dies zu vermeiden, ist es besser, sich zuerst mit dem auseinanderzusetzen, wovor man wirklich Angst hat.
Christiane Karsch, Coach für berufliche Neuorientierung, rät, sich folgende Fragen zu stellen: „Was genau löst meine Angst aus? Was macht mir Angst? Ist die Angst berechtigt oder unbegründet?“
Wenn Sie diese Fragen für sich klären, nehmen Sie die Angst zur Größe – und schränken sie in ihrem Umfang ein.
Besinnung auf die eigenen Stärken
Laut Antonio Arra, einem professionellen Psychologen, ist es auch hilfreich, sich daran zu erinnern, wie Sie mit früheren Schüben umgegangen sind. So werden Sie sich Ihrer eigenen Fähigkeiten und Stärken bewusst.
Und auf dieser Grundlage fragen Sie sich vielleicht: „Wie können mir diese Stärken helfen, meine Angst zu kontrollieren?“

Die Reflexion über die eigenen Fähigkeiten kann auch dazu beitragen, den Verlust des Selbstwertgefühls nach dem Verlust des Arbeitsplatzes abzufedern. Und Sie können beginnen, Ihre eigenen Stärken zu entwickeln.
Wirtschaftspsychologe Andreas Hemsing rät, Erfolgserlebnisse auch außerhalb der Arbeit zu spüren – zum Beispiel beim Sport oder mit Freunden und Familie.
„Es ist wichtig, nach Gegenstabilität zu suchen“, sagt Hemsing. Das kann auch darin bestehen, sich vor Ort ehrenamtlich zu engagieren – oder sich ein neues Hobby zu suchen.
„Der Wegfall der Arbeit und damit dieser Orientierungsstruktur stellt oft grundlegende Lebensstrukturen auf den Kopf“, sagt Hemsing.

Eine sinnvolle Aufgabe und das Etablieren neuer Routinen können der Angst vor Jobverlust entgegenwirken – und zum Erleben von Selbstwirksamkeit führen.
„Der Arbeitsplatz ist eine Quelle des Selbstwertgefühls“, sagt Uwe Kanning, Professor für Wirtschaftspsychologie. Und das muss woanders gebaut werden.
externe Unterstützung suchen
Wenn Sie der Meinung sind, dass Ihre Angst vor dem Verlust Ihres Arbeitsplatzes berechtigt ist, sollten Sie handeln.
„Entscheidend ist Handeln“, rät Hemsing. Das kann bedeuten, dass Sie Ihre Bewerbungsunterlagen aktualisieren oder gezielt nach alternativen Stellenangeboten suchen.
Sie könnten auch versuchen, mit Ihrem Arbeitgeber oder Kollegen ins Gespräch zu kommen – und so auch Möglichkeiten des internen Transfers in einen anderen Arbeitsbereich ausloten.

Auch sinnvoll: Holen Sie sich frühzeitig Unterstützung von außen. „Wenn Arbeitslosigkeit droht oder bereits eingetreten ist, bleiben Sie mit Ihren Ängsten nicht allein, sondern suchen Sie den Dialog“, empfiehlt Arra.
Es könnten Freunde und Familie sein, die emotionale Unterstützung und einen Perspektivwechsel anbieten können. Oft erfährt man erst über Bekannte von einem möglichen neuen Job.
Werden Sie sich Ihrer eigenen Fähigkeiten bewusst
Sie können sich aber auch direkt an die zuständigen Stellen wenden, um Ihre eigenen Chancen auf dem Arbeitsmarkt einzuschätzen.
Arra rät, folgende Fragen zu klären: „Welche beruflichen Fähigkeiten habe ich? Wie ist der Arbeitsmarkt für mich? Ist das eine Möglichkeit, mich beruflich neu zu orientieren?”
Die Krise kann auch als Chance zur beruflichen Weiterentwicklung gesehen werden.
„Eine Eigenschaft der Angst ist, dass sie den Fokus verengt. Durch Beratung und Aufzeigen von Möglichkeiten wird der Fokus nochmals erweitert“, sagt Arra.
Gönnen Sie sich eine kleine Pause
Nicht zuletzt müssen Sie sich mit den Modalitäten Ihres eigenen Arbeitsvertrages auseinandersetzen, beispielsweise der Kündigungsfrist. Oder mit der Höhe des Arbeitslosengeldes, das im Falle einer Kündigung zu erwarten ist.
Dann stellt sich die Frage: Wann muss ich mich arbeitslos melden? Spätestens im Kündigungsfall kann es sinnvoll sein, anwaltlichen Rat einzuholen.

Kommt es zur Trennung, kann man sich vorerst der Trauer hingeben.
Man sollte sich also laut Karsch Gedanken darüber machen, was eigentlich zum Jobverlust geführt hat: Sind es wirklich eigene Fehler oder war die Kündigung äußerlich bedingt?
“Wenn ich nichts dazu beigetragen habe, sollte es mein Selbstwertgefühl nicht beeinträchtigen”, sagt Kanning. Dann könnte das der Beginn einer beruflichen Neuorientierung sein.
In jedem Fall muss man aufpassen, nicht zu tief in das Loch zu fallen. „Nach plötzlicher Arbeitslosigkeit kann man sich eine kurze Auszeit gönnen“, sagt Arra. “Aber es ist wichtig, wieder aktiv zu werden.”