Autor: Hannah Pompalla | Kategorie: Bauen und Wohnen | 20.08.2022

Foto: goffkein.pro/Shutterstock
Viele von uns kennen das: Oft landet mehr Wasser als nötig im Wasserkocher. Einige Leute werfen den Rest aus Sorge um Bakterien oder Verunreinigungen weg. Doch sind die Befürchtungen berechtigt?
Wohin mit dem übrig gebliebenen Wasser aus dem Wasserkocher? Diese Frage haben sich sicherlich schon viele in der Küche gestellt. Darauf weist auch eine vom SGS Institut Fresenius in Auftrag gegebene Umfrage aus dem Jahr 2017 hin: Demnach kippen 53 % der Deutschen das Restwasser vom Vortag weg, während 47 % es weiter nutzen.
Die größte Befürchtung der Forschungsteilnehmer: In stehendem Wasser könnten sich schädliche Keime gebildet haben. Doch darüber müsse man sich keine Sorgen machen, sagt Markus Egert, Professor für Mikrobiologie und Hygiene an der Hochschule Furtwangen. „Bakterien reichern sich schnell in stehendem Wasser an. Warmdas entsteht, wenn der Kessel kocht, tötet ihn.”
Insbesondere sterben Bakterien ab, wenn das Wasser zwei bis drei Minuten lang eingeschaltet ist. 60 bis 70 Grad Celsius beheizt wird, erklärt der Experte.

Keine Angst vor Bakterien im Wasserkocher: Sie sterben beim Kochen ab. (Foto: StockphotoVideo/Shutterstock)
Können Wasserkocher Schadstoffe freisetzen?
Aber was ist mit den möglichen Schadstoffen, die aus Wasserkochern freigesetzt werden können? In der Umfrage des Fresenius-Instituts aus dem Jahr 2017 war dies der zweite Grund, das nach dem Abkochen übrig gebliebene Wasser wegzuschütten.
Nun, es kann durchaus vorkommen, dass Edelstahlöfen verwendet werden Nickel Freisetzung beim Verlassen von Kunststoffgeräten Mikroplastik oder Weichspüler, wie die hormonell aktiven Bisphenol A (BPA) kann lösen.
Aber auch hier kann es gut sein: „In den Kessel gelangt kein Stoff, der auch nur im Entferntesten schädlich wirken könnte“, sagt Professor Torsten Schmidt, Inhaber des Lehrstuhls für Instrumentelle Analytische Chemie an der Universität Duisburg-Essen.
„Wenn beispielsweise Nickel gelöst wird, dann meist nur in sehr geringen Mengen“, erklärt der Experte, der auch wissenschaftlicher Leiter der Wasserchemie am Rheinisch-Westfälischen Institut für Wasserforschung (IWW) ist. „Chemikalien wie BPA werden nicht in kritischen Mengen über das Wasser im Wasserkocher aufgenommen. Problematischer ist die direkte Aufnahme über den Wassertank Speichelwie beim Schnuller”, betont der Wissenschaftler.
Experte: Angst vor Schadstoffen ist unbegründet
Die Sorge vor Schadstoffen im Wasserkocher ist also unbegründet. Für eine mögliche Schadstofffreisetzung spielt es keine Rolle, wie lange das Wasser auf dem Herd steht. Wichtiger ist ein neuer Wasserkocher vor dem ersten Gebrauch auch mit heissem wasser sauber. „Auf diese Weise werden zum Beispiel die meisten an der Oberfläche anhaftenden Substanzen entfernt“, sagt Professor Torsten Schmidt. Das zu diesem Zweck abgekochte Wasser muss dann aufgegossen werden.
Generell möchte der Wasserchemiker beruhigen: „Wer Angst vor Schadstoffen hat, die der Wasserkocher abgeben kann, sollte grundsätzlich auch an alle Plastiktöpfe und -schalen denken.“
Übrigens: Auch Schadstoffe waren in unserem Wasserkocher-Test kein großes Thema, darunter auch Bisphenol A. Wir bemängelten lediglich einen Kocher, der zu viel Nickel im Wasser bekam. Auch in Stichproben haben wir Mikroplastik gefunden. Mikroplastik ist überall. Was dies für unsere langfristige Gesundheit bedeutet, ist noch unklar.
Wählen Sie Wasserkocher mit geringem Kunststoffanteil
Wer lieber auf Nummer sicher gehen und das Risiko von Schadstoffen reduzieren möchte, greift am besten zu hochwertigen, plastikarmen Wasserkochern. Das rät das Institut Fresenius GS-Siegel zu beachten (kurz für „geprüfte Sicherheit“). Bescheinigt, dass ein Produkt den Anforderungen der deutschen Norm entspricht Produktsicherheitsgesetz es ist äquivalent zu.
Die GS-Prüfung ist freiwillig und für Hersteller mit Kosten verbunden. man untersucht unabhängige Prüfstelle das Produkt regelmäßig auf verschiedene Eigenschaften wie elektrische Sicherheit, Ergonomie und Geräuschemission. Auch Plastik wird bewertet: Es darf keine Schadstoffe an das Wasser abgeben.
Es stimmt, dass die europäischen Sicherheitsnormen für schädliche Chemikalien nicht umfassend sind. GS-Siegel bieten jedoch mehr Sicherheit als das CE-Zeichen: Es wird meist von den Herstellern oder Vertreibern selbst angebracht. Sie bestätigen lediglich, dass das Produkt den EU-Vorschriften entspricht. Eine Überprüfung durch eine unabhängige Stelle erfolgt in der Regel nicht.

Wasserkocher aus Glas oder Edelstahl sind die bessere Wahl. (Foto: Pixel Shot/Shutterstock)
Kalkstein ist gesund, zieht aber Bakterien an
Eines ist also sicher: Das erneute Aufkochen im Wasserkocher ist unbedenklich. Aber was ist mit Kalkstein? Aus gesundheitlicher Sicht sind sie kein Problem. Im Gegenteil: „Zitrone ist sehr gesund“, sagt Professor Markus Egert. Schließlich wird aus Kalk gemacht Kalzium und Magnesiumbeides wichtige Mineralstoffe, die unter anderem gut für die Knochen sind.
Andererseits hat Kalk andere unangenehme Wirkungen. „Außerdem fördert es das Wachstum von Bakterien. Kalk wirkt sich auch negativ auf den Geschmack aus – zumindest gibt es Menschen, die das so wahrnehmen“, sagt der Mikrobiologe und Spezialist für Haushygiene.
Kalk ist bekanntlich auch nicht gut für Geräte: Wasserkocher mit vielen Kalkablagerungen brauchen mehr Zeit und Energieum den Inhalt zu erhitzen. Daher ist es wichtig, Geräte regelmäßig zu entkalken.
Beim ersten Kochen fällt Kalk aus
Tatsächlich ist es ein Irrglaube, dass stehendes Wasser die Verkalkung zwangsläufig fördert: Kalk wird erst richtig in der Hitze veröffentlicht. „Kalk fällt ab, sobald das Wasser erhitzt wird“, erklärt Wasserchemiker Torsten Schmidt.
Kalkkristalle im restlichen stehenden Wasser können beim nächsten Aufheizen des Frischwassers zu Kalkablagerungen führen. Denn auf der Oberfläche solcher Kristalle lagert sich schneller Kalk ab. “Aber der Effekt sollte minimal sein.”
Sammeln Sie Restwasser nach dem Kochen
Wer das alte Wasser nicht mehr trinken möchte, sollte es nicht einfach wieder in die Spüle zurückschütten: „Das wäre aus energetischer Sicht eine Abfall“, sagt Markus Egert, Professor für Mikrobiologie und Hygiene an der Hochschule Furtwangen. Letztendlich wurde das Wasser unnötig erhitzt, nur um es in einem aufwändigen Verfahren wieder trinkbar zu machen.
„Verbleibendes Wasser kann noch sinnvoll genutzt werden, indem man es zum Beispiel in einer Gießkanne auffängt und trinkt Blumen gießen „Noch besser ist es natürlich, von Anfang an nur so viel Wasser zu erhitzen, wie man wirklich braucht.“
Übrigens ist Leitungswasser auch nicht vollkommen steril. “Es ist nie steril”, sagt der Professor. „Pro Milliliter können laut Trinkwasserverordnung bis zu 100 Keime enthalten sein.“ Allerdings sollten sich keine krankheitserregenden Keime wie E. coli-Bakterien darunter befinden.
>>Weiterlesen: Leitungswasser trinken? Besser als Mineralwasser in Flaschen! das sind die gründe

Kalk im Wasserkocher zieht nicht nur Bakterien an, sondern schadet auch dem Gerät. (Foto: RealLiia/Shutterstock)
Kaffeemaschinen könnten zum Keimschleudern werden
Wer Angst vor Keimfallen in der Küche hat, sollte sich übrigens öfter um seine Kaffeemaschine kümmern. Denn: „Wenn sie nicht gut gepflegt werden, bilden sie sich im Wassertank Biofilme“, erklärt Markus Egert.
Dies sind Schleimschichten, die von Bakterienkolonien produziert werden. „Biofilme sehen nicht nur hässlich aus und können schlecht riechen. Sie sind also auch ein potenzieller Nährboden für Krankheitserreger krankheitserregende Keime wie das Bakterium E. coli”, sagt der Spezialist.
„Aber wenn der Kaffee sehr heiß ist, sterben auch die Bakterien in den Biofilmen ab“, sagt der Hygieneexperte. Außerdem hat Koffein, wie auch der Tee in manchen Teesorten, einen antimikrobielle Wirkung haben. „Aber wenn die Biofilme nicht entfernt werden, können sie die Maschine mit der Zeit verstopfen.“
Kaffeemaschinen, die Milch aufschäumen können, bedürfen einer besonders intensiven Pflege. Denn Milch ist eine beliebte Nahrungsquelle für Bakterien. „Es enthält viele Proteine, die Mikroben brauchen leicht verdaulich sind“, sagt der Uni-Professor. Das Problem: Wird die Milch nur erhitzt, aber nicht erhitzt, können Bakterien in das Getränk gelangen. Umso wichtiger ist es, das Gerät und die dazugehörigen Schläuche stets sauber zu halten.
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