Weilheimer Künstlerin gibt Einblicke in ihre Arbeit

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Von: Mihriban Dincel

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Künstler Christian Bolley in Aktion
Christian Bolley in Action: Für seine Aktzeichnung wählte er die Farbe Gelb. © Dinkel

Weilheim – Christian Bolley ist ein freischaffender Künstler aus Weilheim. Unter anderem ist er Mitglied im Weilheimer Künstlerforum. Bei einem Treffen gab er Einblicke in seinen Schaffensprozess.

Hinter einer Wohnungstür in Weilheim ist George Gershwins „Rhapsody in Blue“ zu hören. Ein bitterer Geruch zieht durch die Zimmer bis zum Balkon. Es sind die kleinen Dinge, die Christian Bolley für seinen kreativen Prozess braucht. Hier scheint mittags die Sonne, weshalb sich die Marquise vornüberbeugt. Ganz links steht ein Tisch mit zwei Stühlen. Auf der anderen Seite des Balkons steht eine Staffelei. Daneben steht ein blauer Beistelltisch mit Acryl- und Aquarellfarben, Kreidestiften, Buntstiften und Eyelinern. Im Blumenkasten befinden sich zwei blaue Glaskugeln. Es ist eine von Bolleys Lieblingsfarben. Besonders die türkise Nuance. Diese Farbe findet sich auch in seinen Werken wieder. In diesen versucht er nicht nur Kunst zu schaffen, sondern Leidenschaft auf die Leinwand zu bringen.

Dabei setzt die freischaffende Künstlerin auf verschiedene Techniken: Acrylmalerei, Aktzeichnung sowie digitale und manuelle Collagen. Besonders stolz ist er auf die Collage „my visual diary“. Die Arbeit im Querformat hängt an einem Bilderrahmen im Wohnzimmer. Direkt über der Couch. Es besteht aus persönlichen Einzelteilen: Dokumenten und Fotos. Sie wurden geklebt, geklebt, bemalt – immer und immer wieder. Der Prozess dauerte einige Jahre. „Das Ergebnis ist am Anfang nicht immer eindeutig“, gibt er zu. Er erstellt digitale Collagen mit Photoshop. Die Ergebnisse bleiben im Raum zwischen Schrank und Wand gelehnt. Viele davon in Ihrer Lieblingsfarbe.

Zurück im Wohnzimmer legt Bolley einen Stapel Papiere auf den Glastisch. Darin sind Leichen. Dick, dünn, Männer und Frauen. Sie sitzen, stehen, liegen oder lehnen sich mit dem Rücken an Stühle und Wände. Die Farben Blau, Gelb und Lila dominieren und stellen die Figuren und ihre Rundungen in den Vordergrund. Die Linien werden mehrfach gezeichnet. „Dafür brauche ich immer ein Vorbild“, sagt er.

Dass Kunst für ihn eine wichtige Rolle spielt, zeigt sich nicht nur an den vielen Werken in der Wohnung, sondern auch an seinen Möbeln. Die Fensterbank ist mit Kerzenständern und Porzellanfiguren übersät. Eine alte Metallkiste dient gleichzeitig als Sideboard. Das Regal ist aus Glas. Überall hängen Bilder an den Wänden.

Immer von der Kunst beeinflusst

Bolley ist mit Kunst aufgewachsen. Sein Vater malte Landschaften und Porträts und fotografierte. „Er hat es an mich weitergegeben“, erklärt er. Neben den Übungen und dem Lernprozess spielt auch das Talent eine wichtige Rolle. „Entweder man hat es oder man hat es nicht“, ist seine Meinung. Im Alter von fünf Jahren begann er Figuren zu zeichnen. Seine Eltern, beide Schneidermeister, führten ihn in den Beruf des Modedesigners ein. Zwei Porträts von Mama und Papa lehnen an der Glasplatte auf dem Boden. Er lächelt, als er auf die Fotos zeigt. In der Modeschule entdeckte er die Gestaltung des Lebens für sich. Heute erschafft er seine eigene Art von Kunst. Eine Mischung aus Fotografie, Körper, Malerei und Farben, genau wie seine Eltern. Seine Arbeit führte ihn vom Chiemgau nach Weilheim. Dort arbeitete er für ein großes Textilunternehmen als Modedesigner. Früher war es eine ziemlich ungewöhnliche Karriere für Männer. “Ich habe meine Mutter verloren. Ich war damals sechs”, erinnert er sich und senkt den Blick. Seine Lippen pressen sich zu einer Linie. Aber sein Vater hat ihn bei seiner Berufsentscheidung unterstützt. Nicht klar, findet er heraus. ob weniger modisch und mehr im freien Kunstfeld “Den Körper immer wieder neu zu interpretieren und zu Papier zu bringen, ist ein großes Bedürfnis meiner künstlerischen Arbeit.”

Bolley ist aktives Mitglied des Kunstforums Weilheim und Teil der Künstlergemeinschaft „Die Roseninsel“. Er macht nicht nur Kunst. Seine Präsentation gestaltet er auch mit Ausstellungen – etwa im Stadtmuseum oder im ZwischenRaum. Er möchte seine Kunst mit anderen teilen.

Der kreative Prozess

Zeitweise arbeitet er mit seiner Malerfreundin Diana Sandmann in einem Atelier in Ramsau bei Bad Heilbrunn. Aber heute malt er wie so oft auf seiner Veranda. Die Arbeit an der Staffelei wurde bereits bearbeitet. „Das ist eine Übermalung, eine alte Collage, die mir nicht mehr gefiel.“ Der Künstler streicht sich eine graue Haarsträhne aus dem Gesicht und rückt seine Brille zurecht. Die Collage wurde mit blauen Acrylfarben übermalt. Nur noch zwei Figuren sind zu sehen. Ein Foto eines nackten Mannes in der unteren rechten Ecke und eine Aktzeichnung einer Frau auf der linken Seite. Eine weitere Frau wurde in der Mitte der Front platziert. Sie trägt ein Kostüm und eine Brille.

Auf dem Ecktisch taucht ein Borstenpinsel in die gelbe Wasserfarbe. Der Künstler dreht den Pinsel, bis er die Farbe aufnimmt. Ein oder zwei Handgriffe und die Aktzeichnung leuchtet in Gelbtönen. Holen Sie mehr heraus. Er malt ohne nachzudenken. Die Farbanpassung ist intuitiv. Genau wie Ihre vorherigen Fotos beeindruckt auch dieses durch die Vielfalt der Farben. Und so fährt Bolley fort und intensiviert den blauen Hintergrund. Farbe landet auf einer Figur. Der Künstler nimmt die Lappen vom Rand der Veranda und wischt sie ab. Aber er sagt nichts. Deine Hände sind ruhig. Das Bild wird gespeichert.

Auch Rechtecke und Diagonalen sind zu sehen. „Das schafft Räumlichkeit“, erklärt er. Er greift nach der Fensterbank und hält ein Quadrat. Diese legt er in ein weißes Quadrat. Etwa 1/2 Zoll von der Kante zum Quadrat. Er hält das Werkzeug in einer Hand. Mit der anderen nimmt er einen hellblauen Bleistift vom Beistelltisch und zeichnet die Linie nach, bis alle Kanten fertig sind.

Auch sogenannte Nasen sind in Rot zu sehen. Farbe bewusst nach unten fließend. Die Arbeit ist eine Mischtechnik. Eine Collage, eine Übermalung, neue Elemente in Acryl, Aquarell und Akzente mit Buntstiften und Kreidefarben.

Darunter leuchtet das alte Muster. Je nachdem aus welcher Perspektive man es betrachtet. „Das ist der Reiz der Transparenz“, erklärt der Künstler. Mit Interessenten spielen.

Er steht einen Moment lang regungslos vor dem Foto. Er denkt. „Es ist schwer, den Punkt zu finden, an dem man aufhören muss. Deshalb ist Kunst zu zweit immer besser“, sagt Bolley. Er richtet seine Aufmerksamkeit wieder auf die Leinwand. Gershwin läuft immer noch im Hintergrund.

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