Wenn „nur das Nötigste“ im Warenkorb landet

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Von: Thilo Kortmann

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Monika Böhm ist überrascht über den Anstieg der Lebensmittelpreise.  Insbesondere Preiserhöhungen bei Obst und Gemüse stoßen bei der Lüdenscheiderin auf Unverständnis.  Fotos: Kortmann
Monika Böhm ist überrascht über den Anstieg der Lebensmittelpreise. Insbesondere Preiserhöhungen bei Obst und Gemüse stoßen bei der Lüdenscheiderin auf Unverständnis. © Kortmann, Thilo

Die Lebensmittelpreise sind in den letzten Wochen stark gestiegen. Doch wie wirken sich höhere Preise auf das Einkaufsverhalten der Lüdenscheider im Supermarkt aus?

Lüdenscheid – „Es wird knapp“, sagt Karsten Wolfram mit Blick auf seinen Einkaufswagen im Aldi-Parkhaus an der Kölner Straße. Der Lüdenscheider hat gerade eingekauft, aber „nur das Nötigste“, wie er sagt. Die Zeit der großen und teuren Anschaffungen sei vorbei, erklärt der 62-Jährige. Die Anschaffungen seien laut dem Rentner so teuer geworden, dass „ich jetzt sehr aufpassen muss, was ich kaufe“. So verwöhnt er sich zum Beispiel nicht mehr mit den Cevapcici von Aldi, die er so sehr liebt. „Die sind mittlerweile fast doppelt so teuer, von fünf bis knapp zehn Euro im Preis“, erklärt Karsten Wolfram, der derzeit immer mehr Angebote kauft. Er ist auch auf Do-it-yourself umgestiegen. „Wenn es Hackfleisch gibt, mache ich die Cevapcici selbst“, sagt der Rentner und lächelt.

Jede Woche durchforstet er die Werbeprospekte von Supermärkten und Discountern nach Schnäppchen. „Man muss immer das Verfallsdatum im Auge behalten. Egal, ob die Angebote günstig sind, aber sie laufen fast aus.“ Urlaub in einem fernen Land macht der Rentner sowieso nicht, „bei Lebensmittelpreisen und meiner kleinen Rente kann ich nicht mehr reisen.“ Der Rentner erklärt, dass es wichtiger sei, satt zu bleiben, als nach Mallorca oder anderswo zu fliegen.

Karsten Wolfram macht keinen Urlaub in einem anderen Land, um Lebensmittel einzukaufen.  Ihre kleine Rente reicht aufgrund steigender Lebensmittelpreise für teurere Aktivitäten einfach nicht aus.
Karsten Wolfram macht keinen Urlaub in einem anderen Land, um Lebensmittel einzukaufen. Ihre kleine Rente reicht aufgrund steigender Lebensmittelpreise für teurere Aktivitäten einfach nicht aus. © Kortmann, Thilo

Karsten Wolfram ist nicht allein mit seiner Sorge über steigende Lebensmittelpreise. Auch Monika Böhm blickt ungläubig auf ihre Quittung. „105 Euro! Und ich habe nicht viel gekauft“, sagt Böhm. Besonders irritiert sie, dass auch Produkte wie Obst und Gemüse teurer geworden sind. „Bei Kaffee, Milch oder Öl kann ich einen Preisanstieg verstehen, aber ich kann nicht verstehen, warum Gemüse und Obst jetzt teurer geworden sind“, sagt die Lüdenscheider Ehefrau, die an einem Kiosk in einer Senioreneinrichtung arbeitet. „Warum kostet eine Gurke plötzlich 1,29 Euro statt früher 49 Cent“, fragt der 61-Jährige. Obst und Gemüse sind in der Ernährung so wichtig, dass die Preise nicht so stark steigen sollten, findet sie.

Ihre Arbeit am Kiosk, fügt sie hinzu, habe sie ernährungsbewusster gemacht. Sie denkt auch, dass Jammern nutzlos ist. Deshalb fordert der gebürtige Thüringer seine Mitmenschen auf: „Denke und kaufe klug.“ Aber viele taten es stattdessen nicht, „viele kaufen Spritzer und Schnickschnack, also kaufen sie kleine, teure und viele unnötige Dinge“, sagt Böhm und schmunzelt. Auch sie selbst versucht, Fahrten zu reduzieren, indem sie viele verschiedene Einkäufe kombiniert oder ganze Paletten kauft, was Sprit spart – und Zeit. „Mit Rewe, Aldi und DM hier in unmittelbarer Nähe zur Kölner Straße ist es wirklich schön, man kann in nur einer Fahrt viel einkaufen“, erklärt sie.

Rentnerin Marion Bresser gönnt sich trotz steigender Lebensmittelpreise etwas.  Die Leckereien zum „Kauen“, wie sie sagt, will ihr nicht ausgehen.  Etwas mehr Spaß muss sein.
Rentnerin Marion Bresser gönnt sich trotz steigender Lebensmittelpreise etwas. Die Leckereien zum „Kauen“, wie sie sagt, will ihr nicht ausgehen. Etwas mehr Spaß muss sein. © Kortmann, Thilo

Marion Bresser hingegen kann auf unnötigen Schnickschnack nicht verzichten. „Ich brauche ab und zu etwas zum Kauen“, sagt sie und lächelt. Sie zeigt auf die Süßigkeiten im Einkaufswagen auf dem Rewe-Parkplatz. „Eigentlich sind diese Leckereien unnötig, aber man braucht auch Spaß am Leben“, erklärt der 72-Jährige aus Lüdenscheid. Ansonsten kaufen sie viel weniger ein als früher, „denn Kaffee kostet 6,99 Euro statt 3,99 Euro“. Sie achtet zunehmend auf Angebote, insbesondere auf Margarine, die deutlich teurer geworden ist. Hauptsächlich Markenprodukte. „Rama-Margarine kostet jetzt 2,19 Euro, Lätta ist für 1,11 Euro im Angebot“, erklärt Bresser. Sie will nicht alles aufgeben. Sie will sich auch etwas gönnen. „Den bayerischen Hackbraten habe ich für alle Fälle gekauft“, sagt der Rentner und schmunzelt, „obwohl das kleine Stück jetzt 3,25 Euro kostet“.

Gökhan Buldur ist ein wenig frustriert über die aktuelle Situation: „Alles wird teurer, nur die Löhne steigen nicht. Ich finde das nicht in Ordnung, und es muss sich etwas ändern“, fordert der Vater. Auf Lebensmittel kann man nicht wirklich verzichten, „man braucht gewisse Dinge für sich, seine Frau und die Kinder“, sagt der 40-jährige Mann aus Lüdenscheid. Sie suchen nach Angeboten in Prospekten, aber jeder Einkauf ist teurer geworden. Ein gutes Beispiel sind Ihre Einkäufe bei Aldi; ein paar Dosen Bier, dies und das. Heute zahlt er für so einen kleinen Einkauf etwa fünf Euro mehr, also etwa 23 Euro statt vorher etwa 18 Euro. „Wenn ich mit meiner Frau und meinen Kindern einen großen Einkauf tätige, ist das eine ganz andere Geschichte“, sagt Buldur. Da zahlt man mittlerweile weit über 150 Euro.

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