
Aus der alten Dorfschule in Hermsdorf wurde 1980 das Museum Reinickendorf. Dort gibt es unter anderem eine Handwerkerstube, eine Forststube, eine Biedermeierstube und eine Arbeiterküche zu entdecken. Gemeinsam zeichnen sie die Entwicklung Reinickendorfs vom dörflichen Quartier über die Industrialisierung bis zur Eingemeindung in Berlin nach.
einmal existierte reinckendorf von sechs Dörfern im Sumpf und auf dem Sand, ist es heute ein Bezirk der Kontraste, so Sabine Ziegenrücker. Von den zwölf Direktoren der Berliner Landesmuseen hat der promovierte Kunsthistoriker die bislang kürzeste Amtszeit. Erst seit Mai dieses Jahres leitet sie das Regionalmuseum Reinickendorf. Die gebürtige Berlinerin lebt im Süden der Stadt und ist dennoch fasziniert von der Vielfalt des Bezirks im Nordwesten Berlins.
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„Um das heutige Reinickendorf zu verstehen, muss man am Ende des 19. Jahrhunderts anfangen“, sagt Ziegenrücker. „Durch die Industrialisierung sind die sechs Dörfer gewachsen und die neuen Verkehrsmittel haben sie zusammengeführt.“ Doch auch heute ist der Stadtteil voller Gegensätze: „Manchmal ist es eher ein Dorf wie in Lübars, manchmal geht man durch riesige Brachflächen und Industrieanlagen. So wahrgenommen und genutzt von der zeitgenössischen Kunst.“
Vom Kinderzimmer bis zur Werkstatt
Wer weiter in die Geschichte Reinickendorfs reisen möchte, wird im Museum ebenfalls fündig. Denn in den elf kleinen und mittelgroßen Räumen der alten Dorfschule in Hermsdorf finden sich auch steinzeitliche Funde aus Waidmannslust oder Tegeler Fließ. Außerdem befindet sich auf der Freifläche hinter dem Museum der Nachbau eines germanischen Bauernhofes mit Wohn- und Stallhaus, Spinnerei und Lager. Damit ist eine germanische Siedlung gemeint, die unweit des Museums Reinickendorf gefunden wurde. Dort können Kinder in speziellen Workshops lernen, wie die Menschen damals lebten und sich selbst ausprobieren, wie man ein Feuer macht, Mehl mahlt und Brot backt.

Die Räume des Museums werden thematisch unterschiedlich genutzt und reichen von einer Schreinerei über eine nachgebaute Küche aus den 1920er Jahren bis hin zu einem komplett eingerichteten Kinderzimmer. Letztere zeigt nicht nur historisches Kinderspielzeug, sondern lädt mit bestimmten Exponaten auch junge Besucher zum Spielen ein. Diese Themenräume beschäftigen sich speziell mit der Entwicklung der sechs Dörfer, aus denen sich der heutige Stadtteil Reinickendorf zusammensetzt. Zusätzlich werden jedes Jahr zwei bis drei Sonderausstellungen gezeigt.
700 Jahre Tegel
Bis Mitte September präsentiert das Museum Reinickendorf anlässlich der 700 Jahre Tegel so eine besondere Ausstellung. Anhand der geografischen Bereiche Stadt, Wald und See beleuchtet diese nicht nur die Vergangenheit des Kreises Reinickendorf, sondern blickt auch in die Zukunft. Es behandelt unter anderem aktuelle Themen wie Tegel als Naherholungsraum, Wohnort, Industriestandort oder seinen Waldbestand im Kontext des Klimawandels. Neben den historischen Exponaten werden auch aktuelle Exponate gezeigt und einige Einheimische und echte Kenner aus Reinickendorf kommen zu Wort.
Zurück im Hauptgebäude des Museums Reinickendorf wartet seit Ende 2019 der zuletzt umgestaltete Raum zu Ehren des Künstlers Hannah Hoch über Besucher. Sie lebte 40 Jahre in Heiligensee und ist als Dada-Malerin, Grafikerin und Collage-Künstlerin weltweit bekannt. Das Museum Reinickendorf zeigt einige seiner Werke und Objekte aus seinem Nachlass, die Einblicke in sein Leben geben, das von 1939 bis zu seinem Tod am 31. Mai 1978 auch von Reinickendorf geprägt wurde.
FYI: Sonntagsmuseum in Berlin
Der Eintritt in das Museum Reinickendorf ist ohnehin frei, aber darauf möchten wir an dieser Stelle hinweisen Sonntagsmuseum in Berlin dort. Denn jeden ersten Sonntag im Monat ist der Eintritt in fast alle Museen der Hauptstadt frei. Weitere Informationen und alle teilnehmenden Museen finden Sie online. Der nächste Sonntag des Museums ist der 4. September 2022.
auf einen Blick
Haushalt
Alt-Hermsdorf 35
13467Berlin
Internet
Webseite des Museums Reinickendorf
Instagram
Öffnungszeiten
Sonntag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr
Samstag geschlossen
Verboten
freier Eintritt
Text und Fotos: Sascha Uhlig