Wo ist die Neue Deutsche Welle? (Fröhlichen Freitag)

Warten auf die Innovationswelle (Foto: privat)
Warten auf die Innovationswelle (Foto: privat)


Die deutsche Glücksspielbranche sucht nach, doch der vermeintliche Fortschritt erweist sich als gering.

Liebe GamesWirtschaft-Leser,
Liebe GamesWirtschaft-Leser,

Wenn in wenigen Tagen die Gamescom 2022 startet, wird es viel Gutes über den florierenden Gaming-Standort in Deutschland zu hören und zu lesen geben.

  • Knapp 10 Milliarden Euro hat die Branche im vergangenen Jahr bewegt – das ist gut.
  • Schlecht: 96 von 100 Euro Umsatz werden importiert – bei PC- und Konsolenspielen sind es knapp 99 Euro.

An dem miserablen Marktanteil im Inland – dessen Bedeutung mehr oder weniger gering ist – hat sich wohl wenig bis nichts geändert. Die Schlüsselzahlen für 2021 müssen noch bekannt gegeben werden; In Ermangelung großer Markteinführungen würde es aber bereits als Erfolg gewertet, wenn die 4 vor dem Komma stehen geblieben wäre.

Happy Friday - die wöchentliche Kolumne der GamesWirtschaft
Happy Friday – die wöchentliche Kolumne der GamesWirtschaft

So ist Korrekt zu viel Luft nach oben. Für den nach Köln reisenden Wirtschaftsminister und Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland wird es daher eine große Freude sein zu erfahren, dass die vom Verkehrsministerium übernommene Förderung der Spiele offenbar erste Erfolge zeigt. Neuerdings vergibt Habecks Team nicht nur den offiziellen Computerspielpreis, sondern verschenkt auch jährlich 50 Millionen Euro.

Staatliche Eingriffe in den Markt müssen „Insbesondere dazu beizutragen, die Zahl der Mitarbeiter zu erhöhen (…), sowie die Zahl der Spieleveröffentlichungen aus Deutschland zu erhöhen und die Positionierung auf dem deutschen und internationalen Markt zu stärken.“ Darüber hinaus müssen Unternehmen „Langfristig in Deutschland niederlassen und so nachhaltige Arbeitsplätze schaffen“.

Gestern lieferte der Verein argumentativen Stoff für die These, dass Subventionen wirken, und sprach von einer Kontinuität „Aufstieg in der deutschen Glücksspielbranche“. Warum: Sowohl die Zahl der Beschäftigten als auch die Zahl der Unternehmen sind im Vergleich zu 2021 gewachsen.

Klares Signal an die Politik: Die Verfolgungsjagd ist eröffnet. Gut erledigt. Ruhe bewahren und weitermachen.

Wenn man die Vereinsinfografik gedanklich etwas in die Vergangenheit streckt, sieht es leider nicht so gut aus. Denn 2016 beschäftigte die hiesige Gaming-Branche bereits mehr als 31.000 Menschen – 2017 waren es infolge der Schieflage der Goodgame Studios nur noch 28.500. Gestern meldete der Verband 28.650.

Im Hauptmarkt – also in der Kultivierung kommerzieller Spiele durch Publisher und Entwickler – waren 2017 genau 11.140 Menschen beschäftigt. Aktuell sind es 11.242.

Wir lernen: Während allein vom Bund seit 2019 mehr als 100 Millionen Euro in die Studios zwischen Flensburg und Freising geflossen sind (die Millionen in den Bundesländern nicht mitgezählt), ist die Nettozahl der Beschäftigten seit fünf Jahren keinen Millimeter gestiegen.

Der stotternde Arbeitsmotor war eines der Hauptargumente für die Notwendigkeit der Förderung. Die begonnene Wendung ist nun das Argument, dass die Beförderung umgekehrt wird kein Fall reduziert werden kann. Denn genau das bedroht Habecks Budget für 2023, wo die Spendensumme unverändert bleibt, aber zwei Millionen Euro für Marketing und Standortforschung verschwendet werden. Der Verein will eine Umverteilung dringend verhindern und warnt vor a “stoppen” Wiederherstellung.

Schließlich wächst die Zahl der Unternehmen: 2020 waren es 620 Entwickler und Publisher – jetzt sind es 786. Das liegt vor allem an der irrsinnigen Zahl an GbRs und UGs, die während der Startphase der Pilotförderung wie Pfifferlinge aus dem feuchtheißen, humosen Waldboden schossen im Jahr 2019. Als Hochschulabsolvent und Gründer kann es kein größeres Geschenk geben, als wenn der Staat einen fünf- oder sechsstelligen Betrag zum Start in die Gaming-Karriere gibt, der nicht zurückgezahlt werden muss.

Wie BAföG, nur besser.

Jetzt bleibt nur noch zu wissen, wie die 27 Millionen Euro dieser Phase investiert wurden. Habecks Videospiel-Beauftragter – Staatssekretär Michael Kellner – will dies bald evaluieren.

Aber es ist auch klar: Damit sich etwas tatsächlich bewegt, bedarf es viel, viel gewagterer Stunts – was anscheinend bisher nur wenige geschafft haben, aber trotzdem: zum Vertrauen Sie wenigen Unternehmen. Dieses “Größere Brote backen” – wie King-Art-Chef Jan Theysen einmal so schön sagte – kommt noch immer selten vor.

stattdessen regiert “Mehr vom Gleichen”, nur mit einem größeren Budget. Dies kann ein Geschäftsmodell für sein FIFA, Überzeugung eines Attentäters oder Aufruf zum Handeln sind gut, aber nicht für eine deutsche Industrie im Erholungsmodus.

Nehmen wir einen Leuchtturm wie Ubisoft Blue Byte mit 780 Leuten, der größte aller deutschen Spieleentwickler und eine der treibenden Kräfte hinter der Promotion. Bisher hat der Atelierverein vier Projekte (Arbeitstitel neue Stadt, Laubenheim, Gonsenheim, Ebersheim) in Höhe von insgesamt 2,6 Millionen Euro erhalten.

Was kann der Steuerzahler von dem Geld erwarten? Vor allem mehr Inhalt für ANNO1800. Ubisoft Mainz macht Sachen von Ubisoft Mainz.

Dies ist keine Ausnahme, sondern die Regel. Zwei DLCs für Astragons Bau-Simulator 2022? 600.000 € verdienen. Konsolenports, Erweiterungen, mobile Anpassungen und VR soweit das Auge reicht.

Das alles ist toll, wird aber nach all der Lebenserfahrung kaum für den nötigen Boom sorgen. Anders als deutsche Film- und TV-Produzenten, die sich kaum vor Aufträgen von Netflix, Sky und Amazon retten können, gibt es für die nächsten zwölf Monate kein Pendant. Dunkel, 4 Blöcke, schlechte Banken oder Der Pass in Sicht, mit denen internationale Erfolge erzielt werden könnten.

Und deshalb empfehlen wir gerade zum Start der Gamescom dringend einen nüchternen Blick auf die Realität: Das Erwartete ist immer noch da Neue Deutsche Welle“ bestenfalls ein sanftes Kräuseln auf der Wasseroberfläche.

Aber wer weiß, vielleicht fängt diese Welle ja gerade erst an: Die Spiele mit den höchsten Fundingsummen werden meist Ende 2023 fertig, manchmal erst 2024 oder 2025.

Ein schönes Wochenende

glücklich Petra
Spiele-ChefredakteurWirtschaft

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